Hierbei handelt es sich um einen Aquädukt aus seleukidischer und vor allem römischer Zeit innerhalb der Dekapolis. Dieser Städtebund im heutigen Syrien, Jordanien und in Israel verband damals bedeutende und bereits mit großer Historie versehene Städte.
Das Aquädukt brachte Wasser für die Dekapolis und verhalf so der Region zur weiteren Entwicklung und Reichtum. Mit dem Verfall des Städtebundes, auch durch mehrfache Erdbeben enormen Ausmaßes, verfiel auch der Dekapolis Aquädukt, welcher aber in Teilen über viele Jahrhunderte weiter umgebaut ,saniert und so genutzt wurde.
Hierbei sind die Highlights, die große Anzahl der eingespeisten Quellen, der Damm mit Stausee am Beginn, die über 35m hohe Aquäduktbrücke, Jisr el Mesari , über den Wadi ez Zedi beim heutigen Deraa und die unmittelbar danach beginnenden Tunnelabschnitte mit insgesamt ca. 97km Länge. Im ersten Abschnitt waren bedingt durch die Topographie nur kürzere Qanattunnel mit bodengleich verlaufenden Kanälen vorhanden. Erst nach der Querung des Wadi ez Zedi bei Abu el Qantara trat der Aquädukt in den langen Tunnelabschnitt ein.
Dieser Tunnel ( ~85km ) ist damit, trotz seiner Unterbrechungen durch mindestens 3 aufgefundene Brücken, der längste Tunnel der antiken Welt.
eine der ersten Karten mit dem "Kanatir Fir'on / C.W.M. van de Velde Druck:Gotha 1865
Auf dieser Seite finden Sie über die Navigation einige Informationen zur Region und zu den Städten, in deren Gebiet der Aquädukt verlief und welche es versorgte.
Die Informationen werden weiterhin vervollständigt werden und stellen den realen wissenschaftlichen Datenbestand zu diesem herausragenden Bauwerk dar. Selbstverständlich stehe ich für Fragen gern bereit ( hier geht es zur Email ) , denn es gibt viele Bereiche, welche noch intensiver und breitgefächerter untersucht werden könnten.
Derzeit befinden Sie sich in der Hauptrubrik Qanat Fir'aun und auf den hier befindlichen Unterseiten werden bereits einzelne markante Punkte des Bauwerks zum Überblick beschrieben.
Im Contentbereich (rechts) einer jeden Seite finden Sie, meist ganz unten, auch einen Link zum jeweils direkt folgenden Qanat Fir'aun Abschnitt unabhängig ob Stausee, Brücke, Substruktion oder Tunnel.
weitere detaillierte Informationen inkl. der exakten Geolocation finden Sie über die nachfolgenden Links und den dort liegenden Unterseiten
Die Dekapolisstadt Gadara liegt, obwohl von perennierenden Flüssen umgeben,
den Yarmuk im Norden, den Jordan im Westen und das Wadi el Arab im Süden, doch abgeschnitten von diesen Wasserressourcen, da im Schnitt 500 Höhenmeter dazwischen sind.
Deshalb wurde das System der Wasserversorgung seit der Frühzeit der hellenistischen Besiedlung ständig weiterentwickelt und vergrößert.
Zu Beginn der Besiedlung, über ein System von Zisternen Oberflächenwasser sammelnd und durch in der Umgebung liegende Quellen vervollständigt, wurde später ein Wasserleitungssystem aus einer stark und regelmäßig schüttenden Quelle in Qanatbauweise errichtet. Vermutlich wurde hierbei das Wasser in einer oder mehreren Rohrleitungen geführt. Der Beginn dieser Leitung ist unzweifelhaft die Ain et Turab.
Innerhalb des Akropolishügels der Stadt fanden sich 2 Tunnelsysteme zur Wasserversorgung, welche einzig und allein aufgrund der Höhenlage am Ende der Tunnel als "oberer" und "unterer" Tunnel bezeichnet werden.
Am Zulauf vom Aquädukt, am noch in situ liegenden Schützstein, liegt die Sohle des "Oberen" , allerdings sogar unter der des "unteren" Tunnels / Wasserkanals.
Aus dem Bauzustand und der vermeintlich kontinuierlich höheren Lage des oberen Tunnels wurde im allgemeinen immer von einem unvollendeten Bauwerk, welches nach dem unteren Tunnel errichtet wurde, ausgegangen. Von P.Keilholz ausgewertete C14 Ergebnisse von Putz aus dem oberen Tunnel, legen allerdings eine Bauzeit deutlich vor Chr. nahe. Die von S.Kerner dokumentierte Situation am Beginn des oberen Tunnels ( neben der Aquäduktbrücke) kann keine Erklärung zur Funktion geben.
Aufgrund der Komplexität verweise ich hierzu auch auf die Literatur, von S.Kerner/A.Hoffmann ,T.Weber, P.Keilholz und weiteren, zu diese Themen und Gadara im allgemeinen.
Vor allem die detaillierten Untersuchungen zum jeweiligen Abfluss, der verschiedenen Auslassöffnungen in der am Tunnelende befindlichen Staumauer, durch P.Keilholz, führten hier wiederum zur Klärung der Situation rückwärtig bis zum Schützstein und über die Aquäduktbrücke hinaus.
So konnte ich aus den Vermessungsdaten und festgestellten Veränderungen am Schützstein einen Längsschnitt erarbeiten, der durch P.Keilholz im hydraulischen Gesamtsystem nachgerechnet wurde und sich so bestätigen ließ.
Ebenso ist nach Analyse all dieser Daten festzuhalten, dass das Nymphäum am Decumanus Maximus über mindestens 2 Becken ( Bodenhöhe 349,55m asl und 347,90m asl) befüllt werden konnte und dann das Wasser über 3 Ebenen abfließen lassen konnte. Ob ursprünglich eine noch höhere "Bespielung" des Nymphäums vorgesehen war ist noch strittig.
Ansicht des Nymphäum mit Hinweisen
benetzte Flächen des Nymphäum, Hellblau=größte Höhe, Dunkelblau= niedrigste Höhe auf Niveau der Straße
Hinter bzw. in der Staumauer des unteren Tunnels wurde das Wasser unter anderem zu diesen Becken auf dem Nymphäum verteilt, wie auch über ein direkt dem Nymphäum gegenüber liegendes Becken in eine Basaltdruckrohrleitung von 500m Länge eingespeist
Der am 25.10.2010 aufgefundene Rest des Druckturms befindet sich auf einer Geländehöhe von 338m asl und ist noch auf ca. 1,50m Höhe erhalten.
Da sich das Einlaufbecken der Druckleitung auf einer Höhe von ca. 346,50m asl befand, ist das Kopfbecken auf dem Druckturm, unter Berücksichtigung der Rohrreibung, Länge und Höhenverhältnissen, bei 344m asl zu vermuten. Ob es eine weiterführende Druckleitung, oder nur eine Freispiegelleitung in Richtung der westlichen Stadtgrenze gab, ist nicht bekannt.
Zum Vergleich der hier gemachten Angaben mit den vor den Stadtunneln aufgefundenen Brücken hier noch einmal der Link.
Zu den beiden Qanaten zwischen der Ain et Turab und Gadara verweise ich auf die folgende Unterseite: Die beiden Qanate im Wadi ain et Turab
G. Schumacher und weitere frühe Reisende beschrieben ein weiteres Wasserversorgungssystem.
In den allgemeinen Sprachgebrauch kamen diese, die alte römische Straße von Ibdar bis Gadara begleitenden, Wasserrinnen ebenfalls als Qanat Fir'aun, doch es handelt sich zweifellos um ein unabhängiges System, welches vermutlich erst im späten 4 Jh. unserer Zeit entstand. Es gibt detaillierte Beschreibungen, doch fand sich bereits in den 80iger Jahren des 20. Jh. kein archäologisches Indiz mehr davon. Dabei muss die Zerstörung, oder die "Umnutzung bereits viel früher eingesetzt haben. Tatsächlich lässt sich dies eingrenzen, denn eine der Beschreibungen von G.A. Smith berichtet uns, dass zwischen 1891 und 1900 aufgrund der Wiederbesiedlung Gadaras , der Ort Umm Qeis enorm gewachsen sei, dies jedoch enorm und unwiederbringlich zu Lasten der alten Ruinen Gadaras und viele Dinge nach nur 9 Jahren nun nicht mehr existieren.
Aufgrund der heute nicht mehr sichtbaren Beweise wird und wurde das bei G. Schumacher beschriebene Rinnensystem, auch teilweise als Straßenentwässerung herabgewürdigt und gleichzeitig die Beschreibungen des 19. Jh. als Phantasie verhöhnt. Doch auch hier hilft uns G. A. Smith weiter, der zu dieser 3. Aquädukttrasse noch zwei weitere sehr wichtige Fakten beisteuert. Zum einen beschreibt er, dass eben genau in diesen 9 Jahren nahezu alle sichtbaren Relikte der Wasserleitung an der Straße zwischen Umm Qeis und Ibdar verschwunden sind und meines Erachtens noch wichtiger, er beschreibt die Wasserleitung auch aus Basalt Rohrelementen bestehend!! "The basalt pipes of the conduit, which I saw in great numbers in 1891, have nearly all disappeared."
Mit Straßenentwässerungen, hat dieses scheinbar doch aufwändigere straßenbegleitende System also nichts zu tun. So erkennt man auch ohne detaillierte Fachkunde sofort, dass dieses System weder von der Bauweise, noch von den Dimensionen der Wasserrinnen als Entwässerung diente. Unzählige Beispiele römischer Straßen oder Plätze zeigen Entwässerungsrinnen, doch keine erreicht auch nur Ansatzweise diese Dimensionen. Eine Gegenüberstellung allein des Querschnitts, ohne dabei die Maßstäbe der Rinnen in Relation zueinander zu setzen, ist also irreführend und nicht im Sinne der Forschung. Die von G.Schumacher beschriebene Rinne ist um ein vielfaches Größer, als ähnlich aussehende Rinnen hier im Bild, oder im Buch "Wasser für die Dekapolis".
Widmen wir uns also für die Lösung den wissenschaftlich belegten Fakten:
Das Rinnensystem verlief Straßenbegleitend (aber nicht exakt parallel ,siehe auch Bild oben) an der südlichen Wasserscheide entlang zwischen Ibdar (500m asl) und Gadara (370m asl). Die einfache Breite des Systems laut G. Schumacher war 2,41m. (Steuernagel durch andere Umrechnung 2,38m)
Neben den durch G. Schumacher beschriebenen Rinnen, gab es in diesem System gemäß G.A. Smith auch Abschnitte aus Basaltrohrelementen entlang der Straße. (vergleichbar u. a. mit Gadara , oder Hippos)
Zwischen el Qabu und Gadara verliefen 2 identische Rinnen nebeneinander, die Gesamtbreite des Systems betrug somit 4,22m und war damit nahezu so Breit wie die römische Straße.
jede der Rinnen hatte eine Breite von mehr als 81cm und war 31 cm tief. Selbst bei einem minimalsten Gefälle von 0,5 Promill hätte durch jede der Rinnen und bei einem Freibord von 5 cm eine Wassermenge von ~ 50l/s abgeführt werden können. Bei einem mittleren Gefälle von 2 % wie es über weite Strecken der Straßengradiente entspricht, wäre das Q also die abzuführende Wassermenge pro Zeiteinheit nochmals deutlich höher gewesen. Diese Wassermenge ist jedoch sicherlich nie beabsichtigt, geschweige denn erreicht, worden.
Es konnten auf der errechneten (Bild oben) und aus den Beschreibungen sich ergebenden Höhenlinie des 3. Wassersystems keine Quellen, Reservoires etc. nachgewiesen werden. Jedoch stellt sich süd-östlich von Ibdar eine Steinbruchareal dar, welches ursprünglich eventuell als Wasserhebeanlage genutzt wurde. Mindestens 2 nahezu kreisrunde, einem Tiefbrunnen sehr ähnliche Strukturen, konnte ich auf einem älteren Google-earth Bild dokumentierten. (siehe nächstes Bild) Solche Eimerketten Wasserhebewerke wurden durch Tiere, oder Menschen angetrieben und konnten pro Anlage zwischen 1 und 5 l/s fördern. Belegt sind solche Hebeanlagen nachweislich durch Philon von Byzanz seit dem 3 Jh. vor Chr, aber auch schon vorher im persisch-babylonischen Raum. Im allgemeinen sind solche Systeme unter dem Begriff "Sakia" bekannt.
Auf den amtlichen jordanischen Karten M 1:25000 heißt dieses eben beschriebene Geländeareal im übrigen al Qantara, was wiederum wie beim syrischen Abu el Qantara im Verlauf des Qanat Fir'aun auf Gewölbe oder steinerne Bögen hinweisen würde.
Weitere archäologische Untersuchungen müssen diese These in nächster Zeit bestätigen, wobei dieses Areal seit 2014 extensiv durch Einheimische genutzt und überbaut wird.
Gebiet "al Qantara" Beginn des 3. Wassersystems auf H= 496m asl
Ganz sicher war die vermutliche Wassermenge von max. 20 l/ s gegenüber der Qanat Fir'aun Aquäduktleitung eine deutliche Einschränkung. Ebenso ist die Bauweise dieses Wasserversorgungssystems eher unüblich, jedoch wurden zu diesem Zeitpunkt scheinbar, sowohl das Rinnensystem, wie auch die transportierte Wassermenge, als ausreichend für die Bewohner Gadaras bzw. deren Bedürfnisse eingestuft.
Es gibt vergleichbare Rinnen-Aquäduktsysteme, manchmal in sehr simpler Bauweise errichtet , ein Beispiel aus Hierapolis /Pammukale kann so etwa angeführt werden.
Nachweislich lässt sich, unmittelbar östlich des heutigen Ortseinganges von Umm Qeis, ein stark versinterter Zufluss von oben, (wo kam das Wasser her, wenn nicht aus dem Rinnensystem?) in einen der Bauschächte des oberen Qanatsystems nachweisen. Anhand der Dicke der Versinterungen muss hier über eine lange Zeit eine erhebliche Menge Wasser in diesen Bereich des damals noch funktionierenden Teils des Qanatsystems eingespeist worden sein.
Die nördlich verlaufende "Kernersche Brücke" in Gadara stellt die logische Fortführung des Schumacherschen Rinnensystems dar. Zum einen ist die Bauweise und das relativ grobe Material nicht mit der Älteren, durch den Verfasser 2009, gefundenen Brücke identisch. Zum Zweiten sprechen auch die abweichenden Pfeilerstellungen des nördlicheren Bauwerks für eine Errichtung nach der Zerstörung der älteren Brücke.
Schließlich und besonders wichtig, entspricht der aufgefundene Querschnitt und auch die noch in Situ liegenden Wangensteine exakt den Dimensionen der Darstellung von G. Schumacher aus "Northern Ajlun". Das hierbei das separat gemauerte runde Rinnenprofil am Bauwerksende nicht mehr erhalten ist, lässt sich durch die Zerstörungen in diesem Bereich leicht erklären. Ebenso wurde auch kein Wasserdichter Mörtel in dem von S.Kerner dokumentierten Querschnitt nachgewiesen. Die reale Breite der "Kernerschen" Brücke von 2,38m entspricht genau den Angaben G. Schumachers, somit sind tatsächlich und trauriger weise die letzten beiden (innenliegenden) Wangensteine dieser Brücke die einzigen verbliebenen Relikte der beschriebenen Aquäduktrinnen.
über die Verwendung des ankommenden Wassers über die eben benannte Brücke innerhalb Gadaras, kann wegen der fehlenden Nachweise und Überleitungssituationen keine verlässliche Aussage getroffen werden.
Wodurch bestand die Notwendigkeit für eine 2. Rinne ab El Qabu?
Zum einen kann eine Einleitung von eventuell anfallendem Oberflächenwasser aus dem höher gelegenen Hügelaral, nördlich der Straße bei el Qabu, nicht völlig ausgeschlossen werden, doch erscheint dies als nur bedingt plausibel.
Eher wurde hier dem allgemein geringeren Gefälle in diesem Bereich Rechnung getragen, welches dann zumindest zeitweise zu einem Überlaufen nur einer vorhandenen Rinne hätte führen können. Zudem konnten durch 2 Rinnen auch eventuell geringe unterschiedliche Höhen, oder Zwischenentnahmen realisiert und dosiert werden. Dies ist auch in Anbetracht des oben geschilderten Deckenzuflusses, in das obere Qanatsystem vor Gadara, von Bedeutung.
Auch dieser Aquädukt verlief nach Gadara , weitere Informationen zu den Brücken unmittelbar vor Gadara finden Sie hier.
Hier sehen Sie die exakte Geolocation des Bauwerks.
beginnt an der Quelle Ain et Turab, doch schon hier beginnen die Ungereimtheiten.
Während in den ersten Karten der Europäischen Reisenden, sowie in deren Literatur die Quelle deutlich weiter östlich und damit Wadiaufwärts entspringt (G.Schumacher spricht von 550 m asl), ist die mindestens seit 1940 zu lokalisierende heutige Quellfassung bei einer Höhe von 439m asl mindestens 800m entfernt davon zu finden. Ob die heute durch einen Qanat unbekannter Länge an der Straße "Ain et Turab" genannte Quelle tatsächlich die Ursprüngliche ist, oder bereits ein Teil des 2. Aquäduktes konnte selbst nach mehrfachen Begehungen und Recherchen nicht sicher geklärt werden.
Sicher ist die Quellschüttung reichte aus und wurde nachweislich zur Versorgung der hellenistischen Siedlung Gadara bis zum Bau des Qanat Fir'aun genutzt. Es wird davon ausgegangen, dass über die gesamte Länge oder eventuell nur an einigen Abschnitten das Wasser im Tunnel und darin in Rohleitungen geführt wurde.
Hier folgt nun die 2. Problemstellung dieser Aquäduktverbindung, auch Qanat Turab genannt. Durch die schwierige Topographie und den zu überwindenden Höhenunterschied von 86,4m bei einer Länge von ~26,5km wurden diverse Bauschächte benötigt. Im Wadi Ain et Turab, bzw. dessen unterem Verlauf dem Wadi Samar bishin nach Gadara finden sich allerdings 2 Tunnelsysteme, welche zeitlich nicht eindeutig voneinander unterschieden werden können.
Nach dem Auffinden eines 2. Tunnelsystems unter Gadara schlich sich ein Fehler in der Literatur ein, welcher immer von 2 m Höhenunterschied der Tunnel zueinander sprach. Da das 2. ,vermeintlich höher gelegene ,Tunnelsystem in Gadara nachweislich nach dem 1. errichtet wurde und scheinbar unvollendet blieb, übernahmen alle folgenden Wissenschaftler und Archäologen diese Annahme auch für den sogenannten Überlandaquäduktbereich. Der obere Aquädukttunnel, welcher im oberen Wadibereich bis zu 40m höher liegt als der Untere, wurde so zum "Unvollendeten" bzw. zu einem "Baufehler" gemacht.
Ob diese auch im Buch von M. Döring wieder aufgegriffene Deutung korrekt ist, möchte ich Anhand von zusammengefassten und belegbaren Fakten zur Diskussion stellen.
Zuvor hier eine Ausschnitt des Längsschnittes , auch hieraus kann der Betrachter möglicherweise schon erkennen, ob der Abschnitt rechts der roten Linie zu dem oberen oder unteren Abschnitt links passt.
Längsschnitt zwischen Wadi esh Shellale und Gadara / Kleb 2011
Der Höhenunterschied am Übergabepunkt Brücke (oder auch Brücken) in Gadara ist für beide Stadttunnel nachweislich nahezu gleich und kann nicht als Begründung herangezogen werden.
Der plausiblere Längsschnitt, ergibt sich bei der Verbindung der oberen Aquädukttrasse zwischen Ain Et Turab und dem Zielpunkt am Brückenende in Gadara.
Hierbei ergibt sich ein mittleres Gefälle von 3,3 ‰ , ein maximales von 2 % auf max. 1km Länge und ein geringstes gemessenes Gefälle von 1,48 ‰ kurz vor Umm Qeis.
Bei Verbindung der Quelle mit der unteren Leitung und der Fortführung bis an den gleichen Punkt in Gadara stellt sich dagegen folgendes
dar: mittleres Gefälle 3,0 ‰ ( durch längere Strecke ~29,3km), ein maximales Gefälle von >3,4 PROZENT und auf weite Strecken ein minimales Gefälle von 0,126 Promille (mehrere hochgenaue Messpunkte auf 9,63 km Länge)
weshalb sollte die alte hellenistische Leitung im Bereich der Wadiquerung die Talsohle unterschneiden? Das ist weder durch Notwendigkeiten begründbar (ein Seitenwechsel wäre Wadiaufwärts völlig problemlos möglich gewesen) und bringt zudem erhöhte Probleme bei der Wasserhaltung (Abdichtung gegenüber Oberflächenwasser) und erschwerte Baubedingungen. Genau diese Unterschneidung liegt aber beim unteren Tunnel vor!
hier bereits ein Zwischenresümee: Die von M.Döring vorgeschlagene "Neunutzung" des unteren Tunnels durch den neuen Aquädukt von Syrien, ist nicht plausibel! Dies würde voraussetzen, dass bereits zu hellenistischer Zeit die Quelle Ain Turab, ohne begründbare Notwendigkeit, auf einer Höhentrasse geführt worden ist, welche zu dieser Zeit so nicht baubar gewesen wäre. Egal ob als Freispiegelleitung oder im Rohr geführt ist mir aus hellenistischer Zeit kein Aquädukt weltweit mit einem Gefälle von 12,5 cm pro km bekannt. (Hinweise sind willkommen) Gleichsam verhält es sich mit dem Absenken ohne "Not" auf den ersten rund 900m unterhalb der Quelle um 3,4 % bei gleichsam wesentlich schwierigeren Baubedingungen durch die Führung in und unter der Wadisohle.
Das Argument der äußerlich ähnlichen Bauschächte vor und hinter der Wadi et Turab Querung ist nicht stichhaltig, nachweislich wurden die Querschnitte, sowohl der Bauschächte wie auch des Tunnels ständig entsprechend den Anforderungen geändert und angepasst. Selbst im hier betrachteten Wadi Et Turab/Samar gibt es Tunnelhöhen von 70 cm bis 4m, Fließbreiten von 40 cm bis 1,2m und schmale offenliegende Bereiche gegenüber Samar,welche von Tunnelabschnitten mit deutlich größerer Dimension abgelöst werden. Siehe auch unter Wadi et Turab.
es gibt aber noch weitere wichtige Fakten:
auf mehreren Abschnitten und auf ununterbrochener Länge von 19 km hat der Qanat Fir'aun, wie der untere Tunnel ein sehr geringes Gefälle von deutlich unter 0,17 ‰. Über ähnlich lange Bereiche wie der untere Tunnel sogar unter 0,11 ‰. Dies ist eine Präzision, welche nur durch Mehrfachmessung und mit hochpräzisen Geräten nach der Zeitenwende erreicht werden konnte.
die ingenieurtechnische Meisterleistung des Qanat Fir'aun besteht darin, dass es von vornherein geplant und auch gelungen ist, nahezu jede im Verlauf der Trasse liegende Quelle mit einzubinden. Dies gilt sowohl für die solitäre Trasse des Qanat Fir'aun bis zum Erreichen des Wadi et Turab, wie auch für den unteren Tunnel mit mind. 7 aufgenommenen Quellen und deren Schüttung. Der obere Tunnel bindet jedoch nicht eine einzige Quelle ein.
es wird im Allgemeinen angenommen, dass die alte hellenistische Leitung das Wasser über ein innenliegendes Rohr führte, doch müssten bei ständig wechselnder, wenn auch geringer Schüttung von weiteren mind. 7 Quellen, auch die Rohrdimensionen angepasst werden. Oder es müssten zumindest Überleitungsbecken, als kleine Reservoires, an jeder der Quellen vorhanden sein. All dies ist an keiner Stelle jemals aufgefunden oder beschrieben worden. Weshalb sollte dann schon für die hellenistische Nutzungsphase, diese wesentlich schwierigere und längere Trassenführung gewählt worden sein?
Ein weiterer wichtiger Fakt ist, mindestens "ein" sowohl von S. Kerner und der Hochschule Karlsruhe, wie auch vom Projektteam des Qanat Fir'aun aufgefundener und eingemessener Bauschacht auf der Wadi Südseite oberhalb der Querung des unteren Tunnels.
Diese markante Querung ist in der bereits beschriebenen eingeschütteten Bauweise, mittels einer künstlich errichteten Sohlstufe errichtet worden.
Der Bauschacht mit einer um 180 Grad umläufigen Treppe, wurde wie vielfach im Verlauf des Qanat Fir'aun etwas außermittig der Fließrinne des Wadis errichtet und erscheint in Bauart und Anschluss an den Tunnel gleichen Alters. Da auch im weiteren Verlauf keine Ausarbeitungen oder Abgänge im Tunnel darauf hindeuten, dass dieser Tunnelbereich auf der Südseite des Wadihanges einen Zulauf von der Ain et Turab hatte, schloss M.Döring daraus, dass auch die Wadiquerung ursprünglich zur unteren, seiner Einschätzung nach hellenistischen, Leitungsführung gehörte. Die von mehreren Projektgruppen jedoch nachgewiesenen Bauschächte (mind. ein Bauschacht), beweisen allerdings eindeutig, dass es eine Leitung zur Ain et Turab auf der Südseite gegeben haben muss und diese nur mit der ursprünglichen oberen Leitung vor dem begonnenen Umbau verbunden gewesen sein kann. Somit kommt auch hierfür als ältere Leitung nur das obere Tunnelsystem in frage.
Gegen diese hier von mir vorgetragene These und für die konsistente Planung von Qanat Fir'aun und damit auch dem unterem Tunnel bis Gadara, gibt es nach meinem Wissen keine Faktenlage. Doch stelle ich sie hiermit gern zur Diskussion.
Es stellt sich in der Folgerung die Frage, ob der abgeworfene obere Tunnel im Wadi Ain et Turab, welcher obendrein auf der gesamten Länge bis Gadara und in nachweislich vielerlei Baulosen errichtet wurde, tatsächlich nur ein nie genutzter "Baufehler" war ?
Wie aus den oben zusammengetragenen Fakten für jeden erkennbar ist, ist für die hellenistische Zeit der obere Tunnel ohne zusätzliche Zwischeneinspeisungen mit etwas höherem, aber dafür stetigerem Gefälle die plausiblere Lösung, gerade weil auch in wenigen Bereichen noch ein Verputz aufzufinden war.
Fakt ist, der obere Tunnel ist in einer Bauphase aufgeben worden! Nahezu über die gesamte Länge sind entgegen der sonstigen Gepflogenheiten die Bauschächte unverschlossen und durch davorliegenden Bauschutt "gekennzeichnet".
Die Lösung findet sich in dem auch oft mit "Chaostunnel", vom Pilottunnel her"aufgeweitet" und "entgegen der Fließrichtung" ansteigenden, beschriebenem Abschnitt dieses Tunnels im Bereich Ibdar. Meiner Einschätzung nach wurde der obere Qanattunnel tatsächlich zur Versorgung Gadaras in hellenistischer Zeit bzw. bis zum Bau des Qanat Fir'aun genutzt. ( ob mit oder ohne Rohrführung sei hier nicht geklärt ;-)) Dann wurde versucht den vorhandenen Querschnitt, welcher vermutlich ursprünglich deutlich kleiner war zu erweitern, und das Gefälle der neuen ankommenden Qanat Fir'aun Trasse anzupassen. Dabei wurde das vorhandene Gefälle verringert und es entstanden die bis zu 5m hohen zweistöckigen Querschnitte. Beim Abgleich der Daten fiel jedoch auf , dass der ankommende neue Qanat Fir'aun durch das schon ohnehin sehr geringe Gefälle und die notwendige Linienführung nicht mit den maximal machbaren Änderungen der alten oberen Trasse übereinstimmen konnte. Zu diesem Zeitpunkt wurde der alte Qanattunnel komplett aufgegeben und nur kurz vor Gadara, lange Zeit später, noch einmal nachgenutzt.
Die Trassierung und die Trassierungeigenschaften wurden jedoch auch nach dem Bergtunnel "Dahr Defur" im Wadi Ain et Turab weiter eingehalten und umgesetzt, sowohl Quelleneinbindung, wie auch Gefälle erhielten so ein konsistentes Ingenieurtechnisches Bild.
Zur Ergänzung möchte ich hier nochmals bekräftigen, dass ich eine konstruktive Kritik dieser These wünsche und würde auch gern hierfür die korrekten Vermessungsergebnisse des Projektes etc. bereitstellen. Die im Buch "Wasser für die Dekapolis" von M.Döring verwendeten und von den real gemessenen Höhen um bis zu 4,50m "angepassten" Werte sind so nachweislich nicht existent. Diese alternativen Fakten zur Ermittlung der Gefälle im Buch, dienten dort wohl eher der Absicht das Wasser stets im Sinne der "beabsichtigten Thesen" fließen zu lassen.
Hier sehen Sie die exakte Geolocation des Bauwerks.
Dieses Wadi wird im unteren Verlauf auch Wadi Samar genannt.
Hier befinden sich 2 in Qanatbauweise ,also bergmännisch aufgefahrene Aquädukttrassen . Ausgehend von den beiden Tunneln in Gadara und deren bisheriger Deutung wurde die obere Qanattrasse immer als die Jüngere und die untere als die Ältere bezeichnet, weiterhin werden sie in mancher Literatur auch als Qanat Turab (unten) und Qanat Fir'aun (oben) bezeichnet. Ausgehend vom vorgefundenen Bauzustand wurden Parallelen zu den Gadarener Tunneln gemacht. So ist der Bauzustand des oberen Qanatsystems durch durchgängig offene Bauschächte ,teilweise sehr grob ausgehauene, sogar gegen die eigentliche Fließrichtung geneigten und größtenteils unverputzte Tunnelabschnitte gekennzeichnet. Mehrere geologisch notwendig gewordene, oder auch als allgemeine Baufehler erscheinende Situtionen führen zu Tunnelhöhen von 5m bei nachweislich doppelt ausgeschlagenem Profil. Einige Kilometer weiter tritt genau dieser Qanat gegenüber Samar zu Tage und zeigt uns einen knapp 50 cm breiten und rund 80 cm hohen Querschnitt.
Die These das man aus der äußeren Form des Bauschachtes die Zugehörigkeit zum von Osten ankommenden Qanat Fir'aun ableiten kann, lässt sich nicht halten, denn sowohl auf der östlichen Trasse, wie auch im Bereich vom Wadi Ain et Turab, lassen sich für beide Qanatsysteme die verschiedensten Querschnitte im Inneren, Bauschachtgrößen oder Ansatzpunkte für die Bauschächte darlegen.
Die folgenden Bilder sollen Ihnen nur in der Kürze die Vielzahl der aufgefunden Bauschächte nur allein der oberen Qanattrasse darlegen.
Zielführend könnten hier nur c14 Bestimmungen, oder andere archäologische Beweise sein. Ein wichtiger Hinweis ist auch der Vergleich der Art und Weise der Trassenführung, im Verhältnis der beiden Qanatsysteme zueinander und zur von Osten ankommenden Qanat Fir'aun Trasse.
Nach dem Erreichen der Wasserscheide zwischen Ibdar und Malka verläuft der Qanat Fir'aun weiter in Richtung Westen auf Gadara zu. -Link zum weiteren Abschnitt-
hat mit rund 21m Durchmesser den größten Bauschacht der gesamten Aquädukttrasse.
Gelegen zwischen dem Wadi Defur und dem Wadi Ain et Turab verläuft dieser Tunnelbereich unter dem in diesem Bereich maximal 488m asl hoch gelegenen Dhar Defur Hochplateau. Die maximale Überdeckung liegt so bei über 77m .
Der folgenden Darstellung entnehmen Sie bitte auch weitere Informationen:
Besonders interessant ist hierbei der im November 2009 von mir gefundene größte Bauschacht der gesamten Aquädukttrasse.
Bei einem Durchmesser an OK Gelände von 21 x 23 m (Höhe 462m asl) verjüngt sich dieser auf ca. 8m Tiefe auf rund 17m. Hierbei ist der anstehende Felshorizont bereits zu erkennen. Durch permanent eingebrachten Bauschutt und Müll der in der Nähe wohnenden Bevölkerung, ist der Bauschacht auf dieser Höhe (ca.454m asl) angefüllt. Aufgrund der enormen Abmessungen ist allerdings auszuschließen das der Bauschacht komplett bis zur Fließsohle des Aquäduktes verfüllt ist.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Bauschacht zur Belüftung (hierzu hätte ja eine wesentlich kleinerer gereicht), aber vor allem zum Heben der Aushubmassen benötigt wurde, da hier auf mind. 500m Aquäduktlänge, wegen der Höhe und aus Effizienzgründen, keine weiteren Schächte aufgefahren werden konnten. Beim konsequenten Einhalten der vorgegebenen Richtung und Neigung konnte der Tunnelabschnitt im Wadi Ain et Turab nicht falsch ankommen, aber auch Lagefehler von +- 10m in der Achse, oder Höhenfehler waren Aufgrund der Topographie in diesem Wadiabschnitt tolerierbar und zu korrigieren.
Eine weitere Erkundung konnte ohne hinreichende Absicherung nicht vorgenommen werden. Aus ingenieurtechnischer Sicht ergeben sich folgende Lösungsansätze, welche ich hier auch zur Diskussion stellen möchte.
Der Bauschacht wurde auf seiner gesamten Tiefe von 47m unter OK Gelände mit nahezu dem gleichem Durchmesser errichtet. Hierin wurden dann auf mehreren Ebenen zueinander versetzte Hubebenen ( aus Holz) errichtet, um den Abraum heben zu können.
Der Bauschacht verjüngt sich in einer unbekannten Tiefe (nur etwas unterhalb der heutigen Verschüttung) zu der "normalen" Größe, so konnte auf jeden Fall der Abtransport des Abraums optimiert werden. Dies ist aber plausibel nur Vorstellbar, wenn das Erdreich bis zu dieser unbekannten Höhe nicht tragfähig gewesen wäre. Entsprechend den Bildern beginnt der massive Fels, aber bereits oberhalb des heute noch vorhandenen Niveaus in 8m Tiefe unter OK Gelände.
Die ursprüngliche Bodenebene des Bauschachtes bildete mit zwei gegenläufigen Bauschächten eine "tiefergelegte" Basislinie, welche zur besseren Orientierung über die lange Berg-/Plateau-querung notwendig geworden war. (Wäre hierzu jedoch diese Form notwendig gewesen?)
Ergänzend stellt sich in jedem Fall die Frage wie die große geöffnete Fläche des Bauschachtes am Ende des Bauprojektes abgesichert bzw. verschlossen wurde. Musste hier gegebenenfalls ein Steinernes Gewölbe eingezogen werden, welches auch heute noch existiert !!!?? und so das heutige innere Niveau erklären könnte? Für den am oberen Ende des Wadi Defur gelegenen Bauschacht, war eine solche Sicherung ( wegen anfallendem Oberflächenwasser, Erdreich und möglichem Versturz), welche sonst zu Schäden am Aquädukt geführt hätte, definitiv notwendig.
Schon S.Mittmann schrieb in seinem Buch über Nordjordanien, dass für eine zeitliche Zuordnung des Plateaus die üblichen Methoden nicht greifen. Er konnte weder Keramik noch sonstige einordenbare Artefakte finden.
Wir müssen also erneut auf die Suche nach Fakten in der Literatur gehen.
Foto der Khirbet er Rahub von Ostnordost / C.Steuernagel
Skizze eines typischen römischen Marschlagers, oder eines temporären Zeltlagers
Es gab/gibt direkt an der Khirbet er Rahub 2 Quellen, an der südöstlichen Ecke des Plateaus die Ain Rahub, an der nördliche Seite mittig ,die 2010 neu gefasste Quelle, Ain Um Furun, welche bei G.Schumacher (Karte des DPV B4) noch mit Ain es Sukkar bezeichnet wird. Beide waren zufließende Quellen des Qanat Fir'aun. Nachdem er aus dem Wadi esh Shellale kommend, das Bergmassiv von Al Mughair nicht umrundetete, sondern durchstach, verläuft das Aquädukt, erneut durch Bauschächte mit steilen Treppen zu erkennen, oberhalb und unter der Straße hindurch und nähert sich zur Umrundung der Wadisohle der Khirbet er Rahub. An der östlichen und nördlichen Flanke dieses Plateau hart schneidend, wendet sich das Aquädukt dann wieder Richtung Norden in Richtung auf Al Al und Kharja (bei E. Brandenburg 1914 auch Dschordja genannt).
Zusätzlich wurden noch 3 weitere oberhalb liegende Quellen aus Richtung Süden, an der Khirbet er Rahub, in das Aquädukt eingespeist. S. Mittmann erwähnt den durch das Qanat Fir'aun Team gefundenen Wendeltreppenschacht nicht, sondern sieht eine Quelle direkt auf der Nordostecke ohne nähere Beschreibung, die Südlichere sei zugemauert!! Alles Wasser wurde in den 70iger Jahren noch zur Pumpstation geleitet.
Durch diverse Bautätigkeiten und Bulldozereinsatz wurden die lange Nordseite und die Ostflanke seit meinem ersten Besuch im Sept 2003 massiv beschädigt. Vermutlich dadurch ist der "Wendeltreppenschacht" auch erst wieder zutage gekommen.
G. Schumacher beschreibt das Plateau nahezu rechteckig mit 168x70 m. (S. Mittmann hat leicht abweichende Maße)
Am Nordrand ist eine von Mauern eingefasste 6m breite Straße noch sichtbar, in der Mitte nach Norden hin und neben der Quelle ( um Furun/ es Sukkar)befand sich ein Tor.
Durch seine markante Lage, aber jegliches Fehlen von massiven Gebäuderesten, kann man meiner Einschätzung nach von einem ursprünglich römischen temporären Auxiliarkastell , zum Bau oder zum Schutz der Aquädukttrasse, auf der errichteten Plattform ausgehen. Auf dieser befanden sich neben Straße und Tor vermutlich Zelte und Stellplätze für Vieh und Pferde und vielleicht ein befestigtes Gebäude. Dieses Gebäude befand sich vermutlich an der Südwestlichen Ecke der Plattform, oder es befanden sich dort wie oft an anderen Orten aufgefunden, kleinere Turmbauten.
G. Schumacher selbst spricht von „ein Kastell zum Schutze dieser Quellen“ , ohne jedoch eine weitere Zuordnung zu treffen.
Die gesamten Angaben standen S. Mittmann scheinbar nicht zur Verfügung, da er sich nicht darauf bezieht und den damaligen Zustand nicht mit seinen Survey-Ergebnissen abgleicht. Ebenfalls nimmt er, wie schon oben erwähnt, aufgrund fehlender Keramik keine zeitliche Einordnung des steinernen Plateaus vor. Er betrachtet wiederum die Wegebeziehungen, sowie die hier im Hang befindlichen namensgebenden Höhlen und schreibt so zumindest für die Kreuzfahrerzeit einordnend „wird zurecht als Cavea Roob bezeichnet“.
Auch auf vielen archäologisch-topographischen Karten sind die "Cavea Roob" hier verortet, zum Beispiel Historisch-archäologische Karte Palästina Blatt Nord.
Bronze- oder Eisenzeitliche Siedlungsplätze liegen in unmittelbarer Nähe und sind an Ihrer typischen Form und Keramikbefundung nachzuweisen und sind so klar für die Khirbet er Rahub auszuschließen. ( siehe auch S. Mittmann)
Die Nähe zum Aquädukt, zum Wasser im allgemeinen und die geschützte Lage in unmittelbarer Nähe der wichtigsten römischen Handelsstraße dieses Gebietes, all dies spricht nicht nur für einen Bau in röm/ byz. Zeit. Eventuell wurden auch erst Erweiterungen, während der Kreuzfahrerära vorgenommen, so kann die Zeitstellung des aufgefundenem Wendeltreppenschacht nur plausibel dieser Zeit zugeordnet werden. Diese Bauweise war im sonstigen (römischen) Kontext eher unüblich und die Größe und Art der Ausführung spricht auch für eine nachträgliche Erweiterung.
Auf dem von Osten her aufgenommenen s/w Bild aus C.Steuernagels "Adschlun", konnte man den Schacht nicht erkennen, weil dieser unter den Massen an verstürzten Mauern eines vermutlichen Eckturmes verschüttet war.
Umgeben von einem Wall bis zu 10 m über den ankommenden alten Wegeverbindungen und erweitert durch eine permanente Wasserversorgung innerhalb der Anlage entsprach die Kh. er Rahub sicherlich sehr gut den Anforderungen der Kreuzfahrerzeit.
Die manchmal in der Literatur gemachte, zusätzliche Verortung mit Bet Rehob, auch bekannt aus dem Richterbuch der Bibel, ist nur ungenau und bezieht sich, eher auf den Tell el Muallaqa einige 100m weiter südlich, oder den Tell er Rahub, der bei S.Mittmann "Tell el mgeyir" heißt und auf dem Bergrücken östlich oberhalb der Ain er Rahub liegt. Laut Bibel war Rehob eine eher reiche Stadt, die Widerstand hervorbrachte und in einer weiten fruchtbaren Ebene und nahe am Dan lag. Vielfach (wenn auch nicht immer) wird der Fluss Dan besonders in alter Literatur auch mit dem Jarmuk bzw. dem Wadi Medan identifiziert. So gibt es manche Gelehrte, welche dieses Rehob auf Tell esh Shehab suchen.
Der Qanat-Fir'aun verläuft nun weiter am Westhang des Wadi er rahub und folgend dem Wadi esh-shellale bevor er über die Hochebene in Richtung Al-Al und Kharja fließt. ( Hier finden Sie den Link zum folgenden Aquäduktabschnitt )
,das allein in diesem Bereich bis zu 150m tiefe Wadi der Katarakte, musste ebenfalls vom Qanat Fir'aun überwunden werden.
Einige Bauschächte, entlang der durch S.Mittmann dokumentierten römischen Straße am Wadi, oder bei Kh. ez Zeraqon, waren bereits bekannt.
Durch Hangrutsch notwendig gewordene Umleitung /erarb. anlässlich der German Weeks 2013 /Foto 2003
Die Gesamtführung des Aquäduktes, in den Steilhängen des Wadis, konnte durch theoretische Überlegungen, alte und neue Satellitenbilder, sowie Vermessungen vor Ort weiter bestätigt werden. Markant sind hierbei die durch wiederholte Nachbrüche im weichen Kalkgestein notwendig gewordenen Tunnelabschnitte, in unterschiedlichen Ebenen (bei gleichbleibender Höhe).
Wadi esh Shellale von Mughair aus
Detail mit halb verschüttetem Qanat in der Bildmitte an einem abgebrochenen Hangstück
Detail teilverschütteter Qanat in Bildmitte
Die Bauschächte wurden hier nahezu Höhengleich, oder im Normalfall nicht höher als 5m über der Fließsohle des Aquäduktes, auf den Kämmen der von Erosionsrinnen zerklüfteten Hänge errichtet.
Das hierbei die exakte Tiefe der Erosionsrinnen und die Geologie, bei der Anlage der Höhe der Bauschächte, stets neu von den römischen Geologen beurteilt werden musste, ringt zweifellos jedem heutigen Planer und Ausführenden eine hohe Anerkennung ab.
Bauschächte 60m über der Wadisohle
Über viele dieser Rinnen, aber auch eingeschnittene Seitentäler, zog sich der Qanat Fir'aun Wadiaufwärts, bis zu der hier ebenfalls im Detail beschriebenen Brücke (Die große Brücke im Wadi esh Shellale ) und seinem Überleitungsbecken hin. Dabei wurden im Verlauf weitere Quellen, direkt oder über Nebenleitungen, eingebunden und so Verluste oder Zwischenentnahmen ausgeglichen.
der griechisch/römische Tell Umm er Riglen mit dem dahinter verlaufenden Qanat Fir'aun
Der Aquäduktabschnitt hinter der Brücke im Wadi esh Shellale zeichnet sich durch eine weitere Besonderheit aus, am nordöstlichen Hang der frühbronzezeitlichen Siedlungsstätte Kh. ez Zeraqon wurde ein Bypass zur Hauptleitung notwendig. (siehe auch Bild oben) Ursprünglich wie im gesamten Bereich relativ Oberflächennah am Hang verlaufend, fand während der Bauzeit, oder auch schon nach der Inbetriebnahme , vermutlich durch ein Erdbeben bedingt, ein großer Hangrutsch statt.
Der dadurch notwendig gewordene Bypass wurde 1991 erstmals durch die Hochschule Karlsruhe und S.Mittmann erfasst und vermessungstechnisch aufgenommen, danach in Teilen 2003 durch das BAI Wuppertal und zuletzt durch M.Döring im Jahr 2004.
Auf einer Länge von fast 500m an der Oberfläche und über 600 m in der Tiefe, musste die Aquädukttrasse tief in das Bergmassiv verlegt werden.
Hierbei ist nicht nur die Koordination und die Ausführung besonders hervorzuheben, da dadurch steile und über 60m tiefe Bauschächte selbst vom Plateau der Khirbet ez Zeraqon aus notwendig wurden.
durch Ackerarbeiten neu freigelegter Bauschacht nahe Tell el Fukhar
künstlicher Einschnitt und Zugang am Nordhand von Kh. ez Zeraqon
Qanat im inneren des Zeraqonmassivs
Im weiteren Verlauf verlief der Qanat Fir'aun wieder in nördliche Richtung und durchstach nördlich der heutigen Ortslage Al Mughair den Bergkamm zu einem bedeutenden Seitental, dem Wadi er Rahub.
verschüttete Bauschächte am Durchstich zum Wadi er Rahub
Detail verschüttete Bauschacht auf dem Bergkamm bei Mughair
An der Ain er Rahub, mit seinen in der Nähe liegenden Höhlen, lag der in der Kreuzfahrerzeit oft benannte Ort Cavea Roob.
Hier finden Sie den direkten Link zum folgenden Abschnitt des Qanat Fir'aun
Hier sehen Sie die exakte Geolocation des Abschnitts und ausgewählte Bauschächte / Details (Ausschnitt).
wird von dem Aquädukttunnel auf 7,5km Länge durchzogen. Dies entsprach im Tunnelbereich rund 150 Bauschächten.
Als bodennaher Kanal ca. 1m unter der Geländeoberkante beginnend und so in offener Bauweise errichtet (ca. 1,35km), musste bereits beim Erreichen der heutigen Grenze, Syrien/Jordanien, mit Bauschächten und dem eigentlichen Tunnel begonnen werden. Bis zum Erreichen der Steilhänge des Wadi esh Shellale, verlief der Aquädukt bis zu 35m tief unter der Geländeoberkante.
Markant und bemerkenswert an diesem Trassenabschnitt erscheint die Orientierung zwischen den beiden höchsten Punkten von Et Turra und dem am gegenüberliegenden Bergsporn des Wadi esh Shellale gelegenen Al Mughair. Im Detail zeigt sich eine leichte Krümmung in der Linie, denn die auch heute noch erkennbaren Bauschächte, welche sich durch Bewuchsmerkmale abzeichnen, befanden sich stets wenige Meter nördlich des jeweiligen Tiefpunktes der Ebene.
So wurde vermieden, dass selbst bei Starkregenereignissen Oberflächenwasser, oder Schlamm in die Bauschächte eingespült wurde.
Wie der letzte noch vorhandene Bauschacht, welcher sich unmittelbar am östlichen Ufer des Wadi Shomar befindet zeigt, gab es einen steilen Treppenzugang. Dieser war von Fels, oder gemauerten Wänden in Richtung gegen das jeweils höher anstehende Erdreich abgeschirmt worden.
Das Wadi Shomar fließt von Ramtha aus Süden kommend, westlich an At-Turra vorbei und stürzt dann über Kaskaden in das Wadi esh Shellale.
copyright Google 2004 /bearbeitet durch den Verfasser 2009
einzig auffindbare Reste der ehemaligen rund 150 Bauschächte
Von Abou el Qantara kommend verlief der Aquädukt, den Weg an der Grenzhalle unterquerend, links des sichtbaren Weges.
Ein altes Satellitenbild zeigt die einzelnen Bauschächte in diesem Bereich besonders deutlich. ( rechts roter Pfeil = noch vorhandener Bauschacht.
Der Qanat Fir'aun führt weiter in das Wadi esh Shellale, mehr Infos über den folgenden Abschnitt erhalten Sie dort.
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Dieser See, welcher von den stärksten Quellen der Gesamtregion (Ras el Ain) direkt nordöstlich gelegen gespeist wird, hatte gegenüber heute, in früherer Zeit noch deutlich größere Abmessungen. Der auf einer Seeinsel gelegene und noch unausgegrabene bedeutende Siedlungshügel, Kom el Muzeirib, war vermutlich schon vor 3000Jahren von herausragender Bedeutung. Wegen des Alleinstellungsmerkmals des Sees, wurde die Ortslage verschiedentlich in der Literatur mit dem Casphon/Casphor der Maccabäerbücher der Bibel gleichgesetzt.
Sicher ist, dass der See mit seinen in unmittelbarer Nähe liegenden Starken Quellen von 2 in teilen noch erhaltenen Kastellen geschützt wurde. Obwohl in der Literatur gerade vom Kulaat el Atika berichtet wird, dass dies eine arabische Gründung sei, so verraten doch aufgefundene Griechische Inschriften und die klare Bauform, eines um die Zeitenwende oft als Auxilliarkastell verwendeten Quadriburgia Stils, die ursprüngliche Herkunft der beiden Kastelle.
Die Wasserspiegelhöhe des Sees, von 443m asl, schuf die Möglichkeit der Zuleitung zum Qanat Fir'aun mit einer erforderlich großen Wassermenge von zusätzlichen ca. 200l/s. Außerhalb der Ortslage ließ sich ein, auch heute noch vorhandenes bodengleiches, Grabensystem in Richtung Abou al Qantara nachweisen.
Eine Linienführung zur zusätzlichen Versorgung des Tell el Ashari aus dem Qanat Fir'aun, über eine Nebenleitung dorthin ist vorstellbar. Ebenso wäre auch eine kurze Aquädukttrasse aus dem See in Richtung des Tells vorstellbar, jedoch hätte höhenmäßig kein anderer Bereich der antiken Siedlung durch diese Wasserversorgungen erreicht werden können, als es ohnehin über die zahllosen Quellen in dessen Nähe möglich gewesen wäre.
Hierzu finden Sie auch weitere Informationen unter Die Orte der Dekapolis unter dem Unterpunkt Dion.
Explizit möchte ich an dieser Stelle auch noch darlegen, dass es unmittelbar vor Ort (in Muzeirib) keine Hinweise auf den Aquädukt gibt, dies gilt auch für alte Reiseberichte! Der im Buch "Wasser für die Dekapolis" als Beleg aufgeführte Textauschnitt aus G.Schumachers -Across the Jordan- , wird auch durch mehrfache Nennung (4x im Buch) nicht plausibler, zumal die Textstelle bewusst oder durch Zufall vom Verfasser des Buches gekürzt wurde. Schon der folgende Satz zeigt uns, dass es sich bei den 2 parallelen Reihen Steinen nicht um einen Rest eines Aquäduktkanals handelt, sondern um weit voneinander Stehende Steine,ähnlich einer Kollonade , welche getrennt durch eine breite Straße standen, an welcher auch oft Markt gehalten wurde. Hier sehen Sie den korrekten Ausschnitt aus Schumachers Buch.
war eine Seitenleitung zur Versorgung eines Nymphäum und der höchsten Bereiche der Stadt.
Über eine rund 4km lange Seitenleitung wurde das antike Adraha, mit seinem höchsten Teil el Kerak und das an dessen Hangseite liegende Nymphäum mit Wasser aus dem Qanat Fir'aun versorgt.
Die Analyse erfolgte hierbei, wie bei der ursprünglichen römischen Planung, in umgekehrter Reihenfolge, um notwendige Geländehöhen und Querschnitte entsprechend der "angeforderten" Wassermengen am Nymphäum ermitteln zu können.
Linienführung der Druckleitungsabschnitte
Das "Hammam Ziknany" genannte römische Nymphäum erinnert heute in Form und Bauart, an die im Hauran vielmals anzutreffenden "Kalybe" (Bosra, Qanawat, Shaba, Bosra) Heiligtümer. Eventuell existierten auch zwei Bauwerke wie in Bosra gegenüber liegend nebeneinander. Heute sind nur noch 3 Wände in Teilen vorhanden, welche noch ungefähr die Hälfte der Frontfassade abbilden, allein hier waren mind. noch 4 Ableitungen im Basaltmauerwerk von der Decke kommend ausgespart worden.
Detaillierte Maße sind bis auf die gemessenen ca. Höhen in m asl (above Sea Level) nicht bekannt. Die Höhe des Daches des Nymphäums, auf dem sich direkt, oder auf gleicher Höhe unmittelbar daneben, auch das Kopfbecken / Auslaufbecken der Druckleitung befand, lag bei ca. 523 m asl. Die Höhe des Bodens an diesem Nymphäum / gleichzeitig auch die Deckenhöhe des "Mausoleum" genannten Verteilers und die Höhe des Beckenrandes des großen Siknanybeckens (~82x119m) liegt bei gemeinsamen ca. 517m asl.
Bei angenommenen mind. 8 Rohren mit Di= 6cm ( vergleichbar Gadara und weitere Nymphäen) und einer am unteren Ende der vertikalen Leitung angebrachten Wasserspeierkonstruktion mit Di =2,0- 2,5cm ( damit es zu keinem Rückstau, aber auch nicht zu einer Ausfließgeschwindigkeit in das Becken von > 3,5m/s kommt) , ergäbe sich grob eine Menge von ~2,5- 3l/s je Rohr, beim einzuschätzenden Vordruck von 0,6bar.
Eine ankommende Wassermenge von ca. Q ~20- 24 l/s (min 72 m³/h) war also notwendig.
Eine große Bevorratung des Wassers auf dem Dach/Kopfbecken wird aus statischen Gründen eher nicht stattgefunden haben. Das Becken wurde sicher über eine größere Dachfläche verteilt. Die Oberkante Wasser am Auslaufbecken lag also auch nicht höher als 524m asl .
Leider gibt weder J.G. Wetzstein noch G. Schumacher ein genaue Beschreibung, oder gar die Örtlichkeit des "Pharaoturmes" an. Wetzstein scheint Ihn selbst nur beschrieben bekommen zu haben und G.Schumacher, der Bezug auf Wetzsteins Reisebeschreibung nahm, konnte 50 Jahre später nur vermuten um welche Ruinen, auf der Nordseite des Wadis, es sich handelte. Auch die Aussage J.G. Wetzsteins, dass das Wasser auf Bögen bis zum Pharaoturm transportiert worden sei, ist sehr wahrscheinlich nur aus der ihm zugetragenen Namensnennung dieser Leitung heraus entstanden. Der allgemein zu dieser Zeit gebräuchliche Name lautete einfach Kanatir Far'un also die Bögen des Pharao. So im übrigen auch die Interpretation von W.M. Thomson in seiner Reisebeschreibung von 1886. Hierin bestätigt er auch, dass die (Neben)Leitung aus Richtung Nordost ankam, wo jedoch der Pharaosturm stand, oder überhaupt eine Erwähnung dessen, finden wir bei W. M. Thomson nicht.
Alte Luftaufnahmen, eine seltene Stadtkarte Dera'as, welche ich erstehen konnte, zusammen mit den von G.Schumacher erstellten Karten, helfen uns, wiederum ergänzt durch die digitale Höhenauswertung weiter. Nur ein Gebäude bzw. eine Ruine richtet sich im neu angelegten Bahnhofsrevier von Dera'a nicht am Raster aus und entspricht den notwendigen Geländehöhen. Zudem zeigt genau dieses Gebäude Verbindungen zu den nachgewiesenen ankommenden und abgehenden Leitungsbereichen, durch Bodendepressionen und Veränderungen. Zusätzlich zeigt auch G.Schumachers Karte (ein Dank gebührt hier dem DPV) , dass die Leitung exakt hier entlang zur Brücke verlief.
Kartendetail G.Schumacher
Die Druckleitung durch das Wadi ez Zedi, vom sogenannten Pharaosturm über den Abhang am Wadi hinunter zur Brücke und dann wieder hinauf, bis zum Auslaufbecken auf dem Dach des Nymphäums, ist in 3D Länge 1150 m lang.
Da durch die Leitungskrümmungen zusätzlich und durch das Rohr im allgemeinen ein Druckverlust entsteht, ist überschläglich eine Höhendifferenz zwischen Einlauf und Auslaufbecken von mindestens 3,5m notwendig, hierbei liegt das Q eines Rohres jedoch bei rund 10 l /s . Die Fließgeschwindigkeit reduzierte sich hierbei auf ~ 0,4 m/s oder geringer. Es sollten also 2 Leitungen vorhanden gewesen sein. 2010 beging ich den nördlichen Hang von El Kerak und an einem aufgebrochenen vertikalen Einschnitt konnte ich zumindest eine der Druckleitungen auffinden und dokumentieren. Ob hier daneben eine weitere Druckleitung verborgen liegt, ist jedoch nicht bekannt. Die Linie dieser Druckleitung entsprach exakt der Verlängerung der östlichen Brüstung der Wadi ez Zedi Brücke im Tal.
Bis hierher lässt sich das System also sehr plausibel nachvollziehen, im folgenden wird der andere Teil von der Ableitung bis zum Pharaosturm untersucht.
Die nachgewiesene Hauptleitung des Qanat Fir'aun quert an einem Punkt die alte Römerstraße Deraa - Bosra, von diesem Punkt ab, gab es eine ebenfalls exakt gerade Linie von einer Geländehöhe 536m bis zum Castellum 1, dem Pharaosturm J. G. Wetzsteins. Hier liegt die Geländehöhe bei ca. 520m. Die 3D Länge dieser Strecke beträgt 2935m. (Anmerkung : eine Verkürzung der Strecke und Aufteilung in Freispiegel und Druckstrecke ist durch die Topographie unwahrscheinlich).
Gemäß dem vorhergehenden Absatz befand sich das Einlaufbecken auf dem "Pharaosturm" auf mind. 527,5m asl (524m+3,5m). Bei der Länge von 2935m und denen als gleich vorausgesetzten Rohrdimensionen, ergibt sich überschläglich bei nahezu gleicher Fließgeschwindigkeit ein notweniger Höhenunterschied von 8,5m um die Q= 10l /s je Rohr zu schaffen.
Das hydr. System sähe hierbei wie folgt aus:
536m asl>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> 528m asl/ 527,5m asl >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>524m asl
die Längen : 2935m>>Pharaosturm>> 1150m>>Hammam Siknany
(v ~ durchgängig 0,4m/s II Q ~ 10 l/s (bei einem Rohr von Di=180mm und k=5-7)
Im Ergebnis dieser überschläglichen Ermittlung, wäre eine Versorgung des Nymphäums in der angenommenen Form, mittels 2 identischer komplett bodennah verlaufender Druckrohrleitungen und eines einzigen Druckturmes auf Geländehöhe 520m asl und mit einer Höhe von nicht mehr als 8,50m über Gelände machbar gewesen.
Nach Erwerb und Auswertung spezieller Fliegerbilder des Australian War Memorial , sowie des Stadtplanes von Dera'a (des Deutschen Generalstabs von 1941) hat der "Pharaosturm" gemäß meiner Rekonstruktion ungefähr so ausgesehen.
Rekonstruktion des sogenannten Pharaoturmes
Ausschnitt DPV Karte B4
Interessant ist, dass es ähnliche Konstruktionen aus dem gleichen Zeitraum auch anderswo gab, eines der Aquädukte welches das heutige Lyon versorgte hatte bei Craponne ein solches mit dem Pharaosturm vergleichbares Bauwerk.
vergleichbarer Druckturm bei Craponne/France nach Gabut 1910
Hier zum Vergleich ein Bild von 1918 von einem Siphonturm bei Akko.
Eine wie von M.Döring aufwändig dargestellte und dargelegte Nebenleitung über 2,8 km bis zu einem quasi solitär am Hang stehenden 25m hohen Turm, ist weder archäologisch nachweisbar, noch wurde sie in irgendeiner Beschreibung, oder bildhaften Darstellung erwähnt.
Allein die notwendigen Volumina der Bogenreihen, hätten die der großen Brücke der Hauptleitung, Jisr el Mesari, um ein vielfaches übertroffen und sind an keiner Stelle nachweisbar.
Das folgende Bild des AWM zeigt den gesamten Bereich von Deraa 1918 und belegt so, dass solch ungeheure Ruinenstrukturen nicht existent waren. ( blauer Pfeil= Brücke ,oranger Pfeil= Blickrichtung des Bildes B01300
Das die von Wetzstein beschriebene und von G.Schumacher dargestellte Rohrleitung, die reale Druckleitung auf den Hügel von El Kerak bzw. zum Nymphäum war, ist angesichts der Lage, hoch oben auf der Brüstung, technisch nicht nachvollziehbar.
Zu vermuten ist, dass durch den Neubau der Zedi-Brücke ( so auch festgestellt von G.Schumacher) entweder die Rohrelemente wiederverwendet wurden, oder es eine weitere Leitung über das Wadi und die Brücke gab. (Siehe unten)
Hierzu erscheint es auch wichtig auf die Wortwahl in J.G.Wetzsteins Beschreibung zu achten, er spricht auf Seite 124 mehrfach von Röhren in der Mehrzahl und vom Verlauf innerhalb der 1,5m breiten Brustwehr der Brücke. Unerklärlich bleibt jedoch, ein erneutes mal (wie bei der "Underground City") die Größenabschätzung in Konsul Wetzsteins Beschreibungen, denn die heute und sicherlich auch damalige Brücke misst selbst an den äußersten Brüstungsenden gerade einmal 82m, die 300 Schritte ( ein Schritt sind im Regelfall 2,5 fuss, also 75 bis max .82 cm), entsprechend rund 230 m sind auch topographisch nicht nachvollziehbar.
Weitere Infos zur Zedi Brücke in Dera'a erhalten sie hier unter der Rubrik Brücken.
Aus den Karten des DPV und einzelnen Belegen finden sich jedoch auch aus Nordnordwest ankommende Aquäduktreste, welche ebenfalls in die Betrachtung mit einbezogen werden müssen.
Nach Analyse kann von einem 3. Leitungssystem, vermutlich zu späterer Zeit errichtet, ausgegangen werden. Dieses führte entweder eine Teilmenge des Aquäduktes, über einen gänzlich anderen Weg, oder das Wasser eines weiteren Wasserspeichers an Dera'a heran. Ein aus den Luftbildern zu erkennendes Umlenkbecken, ähnlich dem bekannten Umlenkbecken von Metz in Frankreich, führte im Verlauf ebenfalls zur Wadi ez Zedi Brücke im Tal.
Die auf der Oberkante der Brüstung verlaufende, nicht separat ummantelte Tonrohrleitung aus G.Schumachers Beschreibung, erfüllt für dieses 3. Leitungssystem alle statischen und höhenmäßigen Voraussetzungen.
So konnte höhenmäßig allerdings auch nur das unmittelbar hinter der Brücke liegende Basin, oder auch "Birket", mit Wasser versorgt werden.
Das Wasser der Druckleitung zum "Hammam Siknany", floss wie schon beschrieben in das große Becken vor dem Nymphäum, den weiteren Verlauf des Qanat finden Sie deshalb hier.
Hier sehen Sie die exakte Geolocation des Bauwerks.
und was ohne Ortskenntnis vorher ohne Bedeutung war, erscheint jetzt wichtig.: G.Schumacher schreibt "und senkt sich über die Basaltklippen zur Jisr el Mesari ab". Das heißt die ankommende Höhe belief sich wie digital berechnet, auf 534m asl auf Ok Gelände. Die Sohle auf der Brücke lag allerdings, übereinstimmend mit den Höhendaten, bei S= 526,5m asl. Die alten Baumeister hatten an dieser Stelle auch keine Not, da sie sowohl den ältesten Teil der Stadt, (el Kerak ca. 528m asl) wie auch den hochgelegenen römischen Stadtteil südlich und süd-östlich davon (ca. 535m asl ) nicht erreichen konnten. Die Leitung umrundete nun das südliche Zediufer, um im Südosten das Stadtgebiet zu erreichen.
Die Hauptfließrichtung von der Brücke Jisr el Mesari über die „underground City“ unter der eigentlichen Stadt hindurch und an El Kerak vorbei, hat den entscheidenden Vorteil das es Wasserreservoire gibt, ohne das stehendes Wasser entsteht, oder überlaufendes Wasser, zum Beispiel über Nacht einfach ins Tal wegfließen muss. Alles wird im fluss gehalten und wird bei Bedarf wieder aufgenommen. Die Brücke im Stadttal von Dera'a kann, wie schon in Adraha's Druckleitung beschrieben, mit ihren Druckrohren nur der Versorgung von El Kerak, bzw. des Hammam Siknani gedient haben.
Die von Wetzstein 1860 (sehr prosaisch) und Schumacher 1886 (nüchtern/analytisch) ausführlich beschriebene „underground City“ stellt sich klar, als ein Teil der Leitung des Qanat Fir'aun, sicherlich auch mit einzelnen Nachnutzungen dar. Sowohl die Querschnitte/ Längsschnitte, wie auch die Lage lassen nichts anderes vermuten. Die Wände sind verputzt ("remains of ancient plaster work...") und der Boden ist immer in eine Richtung geneigt ("slightly downwards..."). In der Beschreibung G. Schumachers gelangt er nicht über den "Normalen" und mit doppelter Tür versehenen Eingang "Entrance" in das Innere, sondern er kriecht durch einen Stollen, aus welchem er dann aus gewisser Höhe in den Vorraum hineinfällt.
Zugang zum Wasserentsorgungssystem in Rom
"Entrance" mit Stufen und Stirnwand gemäß Schumacher
Die in der Darstellung, als Regale "Mangers", bezeichneten Nischen waren zumindest teilweise scheinbar ankommende Stollenabschnitte.
Die oft geäußerte These der "unterirdischen Fluchtstadt"entbehrt bei genauer Betrachtung jeglicher Logik. Von keiner hochstehenden Gesellschaft erst recht nicht der römischen kann ernsthaft geglaubt werden, dass man sich in Kriechgänge ohne diverse Ausgänge zurückzieht ,um so Gefahren bei Krieg zu entgehen.0
Die rechteckig gemauerten „Luftlöcher“ Schumachers, welche sich in jeder der Kavernen (Bei Wetzstein sind diese kaum mehr als 10-30m² großen Räume, als Marktplätze und breite Straßen beschrieben, welche als Heimstätte des biblischen Königs Og dienten) befinden, sind klar und eindeutig Ziehbrunnenschächte die der Versorgung der darüberliegenden Villen dienten. Auch G. Schumacher bemerkt, das immer an diesen „Luftlöchern" an der Oberfläche Ruinen zu finden sind und stellt dieses auch im Schnitt (links) dar.
(Nur eine Episode am Rande: König Og gehörte dem Geschlecht der Riesen an,er wohnte laut Bibel in Edrei/Deraa und Aschtarot/ Tell Aschtara, gemäß der Bibel war allein sein Bett 6 Ellen lang, dieses hätte also keinesfalls durch die Kriechgänge gepasst ;-))) )
Im Zuge der Eroberungen um Adhriat /Adra während der Kreuzzüge im 12. Jhdt. , wird aber tatsächlich von einer Notsituation berichtet, bei der sich die Verteidiger der Stadt in vermutlich genau dieses Stollensystem zurückgezogen haben.
Wilhelm von Tyrus beschreibt dies in einem seiner Bücher und genau dieses stützt das hier dargelegte, denn es wird explizit erwähnt wie den durstigen Kreuzfahrern, beim Versuch Wasser aus den diversen Ziehbrunnen der Stadt Adratum zu schöpfen, immer von den Verteidigern in der Tiefe die Seile durchgeschnitten bekamen! "so vermehrte sich die Not der Unseren noch..."
Wir haben also nachweislich ein System vor uns , welches notfalls begangen werden konnte, aber eigentlich nur zur Wasserversorgung diente. Aus der Lage lässt sich schließen das auch das Wasser der am östlichen Stadtrand gelegenen Ain et Tawileh mit in das System eingespeist wurde.
Im antiken Athen gab es ein ähnliches System, aber auch in Gadara wurde ein in wilden Verästelungen geführtes Tunnelsystem gefunden und unter anderen von P.Keilholz untersucht. Ob es auch dort durch die Zugänge, oder eventuell Ziehbrunnenschächte ebenfalls Zwischenentnahmen gab, ist jedoch nicht bekannt.
Nach Analyse der Karten und dem Abgleich mit den digitalen und vor Ort gemessenen Höhen, lag der beschriebene Eingang "Entrance" auf Höhe ca. H= 515m asl. Der Verlauf senkt sich ab und erreicht unter dem Zentrum der Unterstadt bei Geländeoberkante ~535 m eine Höhe von 70 Fuß bis zur Sohle (Schätzung laut G. Schumacher), dies entspräche dann S=511m asl. Die Kavernen/ Raumartigen Vergrößerungen und ihre willkürlichen Abmessungen, haben etwas mit der Positionierung der Brunnenschächte und den darüber liegenden Bauwerken etc. zu tun. Die eingetieften Zisternen, wenn sie denn aus der gleichen Zeit stammen, ergäben als „beräumbare Absetzbecken“ einen Sinn. Die Leitungsführung konnte damals durch Schumacher nicht weiter erkundet werden, doch nicht nur Höhenverlauf, die Querschnitte der Tunnel (im Plan im Schnitt, als dunkle Ovale zu erkennen) und die letztliche Richtungsgebung in Richtung el Kerak deuten zusätzlich auf einen Teil der Wasserleitung hin.
So gelangt die Leitung ebenfalls, aber tiefer als das im folgenden beschriebene Areal, bei dem großen Wasserbecken des Hammam Siknany an, welches bei einer Größe von 82mx119m und über 8m Tiefe ca. 75000 m³ fassen konnte.
Wetzstein und Schumacher beschreiben das sogenannte Mausoleum Siknany, welches sich neben dem Hammam und mit der Höhe des Daches, auf der Ebene des Fußbodens des Hammams befindet.
Des weiteren beschreibt er die Bauweise als sehr massiv und bei 2 Wänden gleichzeitig die Beckenwand des großen Beckens bildend. Der vermeintliche Eingang ins "Mausoleum", für mich ein Überlauf, oder Ablauf befindet sich nach seinen Angaben eindeutig innerhalb und tiefer im Becken, leider ist seine Höhe nicht angegeben.
Zusätzlich werden weitere Höhleneingänge (Schächte!!) beschrieben, die wohl zum Teil verschüttet waren, und die sich an der Geländeoberkante entlang zogen. Diese sollen laut dem Text mit dem „Mausoleum“ in Zusammenhang gestanden haben (Skizze Schumacher, seitlich am Mausoleum mit der Bezeichnung „Caves“ )
Gehen wir jetzt von einer Zuletzt in der „underground City“ ermittelten Sohlhöhe von ~511m asl aus , so müssten wir hier unter der Sohle des Beckens liegen (s= 509m).
Das vermeintliche Mausoleum, in dem es "natürlich und selbstverständlich", gemäß den Beschreibenden, angeblich Gold und Schätze geben sollte ;-)) (Wetzstein und Schumacher),ist also plausibel und technisch betrachtet ein Wasserkastell, in welchem die Leitung wieder das überschüssige Wasser des Beckens aufnehmen konnte .
Das untere Becken ( genannt "Basin") an der Brücke, könnte im Anschluss auch über eine Nebenleitung versorgt worden sein (Höhe dort im Tal 487 m asl). Dies würde allerdings dann für eine spätere Bauphase des oben diskutierten Castellum 2 und seiner Leitung oben auf der Brüstung der Talbrücke sprechen, als die Große über 35m hohe Jisr el Mesari bereits durch Erdbeben oder ähnliches eingestürzt war.
Die Hauptleitung durchstach im folgenden el Kerak und verlief bis zur Höhe von ca. 503m südlich im Zedihang. Hier konnten dann noch mehrere in den Fels gehauene und miteinander verbundene Zisternen gefüllt werden, bevor der Aquädukt weiter in Richtung Muzeirib / Abou el Qantara und Jordanien verlief.
Den weiteren Verlauf des Qanat Fir'aun finden Sie hier.
Als Ullrich Jasper Seetzen am 18. Dezember 1805 den Ort Dilli besuchte, war er unbewohnt.
Schon in der alten Literatur des 19.Jhds wird Dilli, beziehungsweise die Sümpfe bei Dilli als Ausgangspunkt des Qanat Fir'aun benannt.
Tatsächlich ist auch in aller Literatur und den alten Karten der Name "Dilli" gleich, dies ist ungewöhnlich aufgrund der doch sehr verschiedenen Transkriptionen der Reisenden aus dem Arabischen.
Der römische Staudamm scheint jedoch schon zur Zeit von U. J. Seetzens Visite zerstört gewesen zu sein, da er selbst zu dieser wasserreicheren Jahreszeit keine Wasserfläche, oder auch Querung beschrieb. Er beschreibt einen Bach und die Schilfbewachsene ebene Fläche des ehemaligen Sees, durch welche wilde Schweine zogen.
Dennoch gab es bis 2007 weder eine Beschreibung noch Bilder des Staudamms, bis das Qanat Fir'aun Survey Team durch diesen Ort fuhr.
Hier fanden sich Reste eines alten Staudamms römischer Bauart und Oberstrom ein mittlerweile weitestgehend landwirtschaftlich genutztes Stauseeareal. Mittels eigener Messungen und von der NASA zur Verfügung gestellten SRTM Daten, konnte ich Berechnungen zur ehemaligen Größe, Stauhöhen und entsprechenden Volumina erstellen. ( siehe auch links)
Die Darstellung (links) zeigt bereits deutlich, dass neben der eigentlichen Staumauer, weitere Wälle und Rückhalteeinrichtungen vorhanden waren. Die hier (unten) dargestellten und erst durch weitere Messungen 2010 und ergänzende Höhendaten errechneten Daten, zeigen eingezeichnet auf einem alten Satellitenbild ,das nahezu vollständige Ausmaß der Staueinrichtungen als Linien. Die Auswahl genau dieses Satellitenbildes ist meiner Einschätzung nach besonders prägnant, da sich diese errechneten Mauerstrukturen auch tatsächlich als Bewuchs- und Oberflächen-konturen im Bild abzeichnen. Vom östlichen Damm sind noch die Fundamentbereiche in Teilen erhalten. Der westliche Dammbereich ist in der Bebauung verschwunden. Die Seeseitig ursprünglich leicht abgestufte Seite des Hauptdammes ist an der abknickenden Hauptmauer noch gut erkennbar. Die ursprünglich regulierbare Öffnung im gekrümmten Teil (hier verläuft eine als Fundament genutzte gekrümmte Basaltzunge) entlang der Hauptmauer, wurde scheinbar später erweitert und bot den Zufluss zu einem rund 1,5 ha großem Areal, welches mindestens bis zu 2m höhe separat aufgestaut werden konnte (>30000m³) und 1,50 über dem eigentlichen Flussbett lag. Ob dies schon in römischer Zeit existierte ist unbekannt, von der Bodenstruktur scheint es jedoch bis ins 20 Jhd. hinein als Rückhaltebecken genutzt worden zu sein und konnte so auch Unterstrom liegende Mühlen versorgen. ( siehe auch S/w Satellitenbild der University of Maryland unten).
s/w Sat.-Bild 1978 mit deutlich erkennbaren Verläufen
gleicher Ausschnitt mit Dammverlauf und Höhenlinien
Für ein schon in römischer Zeit existierendes Becken spricht der unmittelbar hinter der Mauer, deutlich höher als die eigentliche Flußsohle, liegende Rest einer Rinne, von welcher nur noch Opus Cementicium Reste vorhanden sind. Diese ungewöhnliche Stelle lässt sich nicht als Kolkschutz hinter der Mauer erklären, wie zum Beispiel von M.Döring vorgeschlagen. Dieser unter einem Hauptüberlauf vorgeschlagene Schutz läge dann eher im Flußbett, tatsächlich wie von M.Döring beschrieben an der tiefsten Stelle und nicht wie klar nachweisbar, neben der Fließrinne und deutlich höher und bildete so mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Überlauf des Beckens in den Flusslauf.
Reste der Überlaufrinne vom höhergelegenen Areal/Becken ( Position und Blickrichtung siehe schwarzer Pfeil im Bild ganz oben)
gekrümmter Mauerverlauf mit bereits herausgebrochenem Schalenmauerwerk des Opus Implectum
Der Qanat Fir'aun führt weiter südlicher Richtung, mehr Infos über den folgenden Abschnitt erhalten Sie hier.
Hier sehen Sie die exakte Geolocation des Bauwerks.
Der Zehnstädtebund im heutigen Syrien, Jordanien und Israel
entstand nach heutigem Kenntnisstand spätestens um 63 v.Chr. aus den hellenistischen Gründungen des 3. bis 1. Jhd. v.Chr.
Aus der der Überlieferung von Plinius d. Ä. folgenden Städteliste und der klaren Zuordnung zu heutigen Orten, kann man bei vielen Ortslagen auch archäologisch belegen, dass diese bereits vor der Zeitenwende in Blüte standen.
Manche davon preisen sich zwar als hellenistische Neugründungen, doch sind sie bereits 1500 Jahre vorher in Kriegsberichten oder Tributzahlungen des ägyptischen oder assyrischen Reiches unter ihrem "ursprünglichen Namen" erwähnt.
Ganz sicher haben zur Dekapolis auch nicht nur 10 Städte oder "Polis" gehört, dies erklärt sich nicht nur aus den unterschiedlichen Nennungen, welches schon Plinius d.Ä. seiner Aufzählung voranstellt. Ebenso hilft hier auch der archäologische Befund, die Lage an Straßen, oder auch an dem Dekapolis Aquädukt. Markanteste Hinweise sind natürlich die verwendeten Ären (meist die Pompeianische Zeitrechnung)auf aufgefundenen Münzen, oder auch erhalten gebliebenen Inschriften.
Besonders die Städte dieser Region zeichneten sich durch Theater, große öffentliche Bäder und Wasserspiele ,sowie teilweise 13-18m hohe Tempel aus. Neben vielen weiteren Gottheiten und zu späterer Zeit dem sehr früh hier heimisch gewordenen Christentum, stand bis zu dieser Zeit Agathe-Tyche als Schicksals/Glücks und Stadtgöttin, in der Dekapolisregion sehr hoch im Rang.
Mit Ihrer meist als Stadtmauer dargestellten Krone stand sie wie keine andere, für die eigenständigen "Polis" des Städtebundes.
Wie nicht nur in den Reisebeschreibungen von S.Merrill nachzulesen ist, blühte die Region auch durch Ihre konsequente Wasserversorgung auf. Jede größere "Gemeinde" dieser Region hatte zu dieser Zeit ein ausgeklügeltes Wasserversorgungskonzept. Vom kleinen Aquädukt mit angeschlossenem Reservoir, wie in Er Rafid, oder El Jahudije, bis zu großen Aquädukttrassen , wie am Südwestende des See Genezareth, dem Luwakanal (nach Norden fließend vom Hauran), dem sogenannten Dämonenkanal (nach Osten fließend vom Haurangebirge) und dabei einzelne Kastelle des Limes Arabicus versorgend, oder dem Kanal des Palma, ( nach Westen fließend vom Hauran ), welcher die Region und Orte südlich der Trachonitis und westlich des Haurangebirges mit frischem Wasser versorgte.
Auch von Qanawat, Dionysias und Philippopolis sind eigene Aqäduktsysteme auch aus den Wasserreichen Regionen des Haurangebirges kommend, bekannt.
Der längste unter ihnen und zugleich auch "Die weltweit einzigartige ingenieurtechnische Meisterleistung" darstellend, war jedoch der Qanat Fir'aun genannte Aquädukt.
Die Dekapolis war kein festes Gebilde und doch lässt sich zeigen, dass das von ihr und der hellenistischen Tradition geprägte Gebiet zusammenhängend war und auch als Hauptschnittmenge in den Nachfolgekonstellationen (Prov. Coile Syria) erhalten blieb.
Bei Plinius d.Ä. werden Damascus, Philadelphia und Raphana als gegen Arabien hin beschrieben. Sie beschreiben also sowohl die maximale Ausdehnung in Nord-Süd Richtung, wie auch eine am weitesten nach Osten ausgreifende Gebietsgrenze. Hierzu passt auch sehr gut die hier von mir hier erstmals geäußerte Zuordnung von Raphana zu el Musmije bzw. zu dessen militärischer Vorgängersiedlung zu Plinius's Zeiten (ca.50-79 n.Chr.) mit dem Namen Ar-Rafiah im heutigen Distrikt South Ghouta. Siehe auch Einzelseite "Raphana"
Bis auf Raphana und Dion lassen sich alle bei Plinius, Eusebius, Ptolomaeus und Stephanus v. Byz. der Dekapolis zugeordneten Städte nahezu zweifelsfrei identifizieren. Durch die Wissenschaft hindurch, wurden aber auch immer wieder alternative Ortslagen für Canatha / Kanata (Qanawat), oder auch Capitolias diskutiert.
Zitat von Plinius d. Ä.: "Die Meisten nennen jedoch Damascus, welches durch die Bewässerung,die mit dem Flusse Chrysorrhoas hergeleitet wird und diesen fast ganz erschöpft,sehr fruchtbar ist.
Philadelphia, Rhaphana, welche Städte alle nach Arabien hin liegen. Ferner Scythopolis , welches seinen Namen von einer dahin geführten scythischen Colonie erhielt und früher nach dem Bacchus, dessen Amme hier begraben liegt, Nysa hiess.
Gadara am Flusse Hieromiax , das schon genannte Hippos, Dion, das wasserreiche Pella, Galasa und Canatha. Zwischen und um diese Städte ziehen sich die Tetrarchien hin, welche gleichsam für sich einzelne Bezirke bilden und als Reiche gelten, nämlich:
Trachonitis, Paneas, in welcher Cäsarea mit der obenerwähnten Quelle liegt, Abila , Arca , Ampeloessa und Gabe."
Wichtig erscheint die Aufzählung der Regionen zwischen den Städten der Dekapolis am Ende der Liste des Plinius.
Wenn man diese im einzelnen untersuch , so zeigt sich eine Reihe von Regionen welche einen kompletten Kreis über 360 Grad beschreiben.
Zuerst Trachonitis, das Gebiet der Leddja, ein mit Lavaströmen durchzogenes Gebiet nordöstlich des See Genezareth,
dann Paneas mit Ceasarea Phillipi im Norden des See Genezareth, danach greift die Liste etwas weiter nach Norden aus und benennt das Gebiet von Abila, welches im allgemeinen von der Wissenschaft mit dem des Lysanias gleichgesetzt wird.
Dann folgt eine Region Arca, bei dieser Gegend handelt es sich meiner Meinung nach um das Gebiet am westlichen und südlichen Ufer des See Genezareth. Durch die alten Namensgebungen "Arḥa" in diesem Gebiet und die wichtigen hellenistischen Ortslagen am Ausgang des Jordan vom See Genezareth ist diese Region der plausible Lückenschluss zwischen dem südwestlich gelegenen Gebiet von Skythopolis und den nördlich und östlich gelegenen Dekapolisstädten. Umm el Junieh, Beit Yerah, El Kerak und die an diesem Ort lokalisierte Stadt Philoteria (meiner Einschätzung nach die spätere Bischofsstadt Helenopolitanus in Palästina), zeigen durch verschiedene Funde, unter anderem auch von Stadtgottheiten (Agathe-Tyche, meist mit Stadtmauerkrone dargestellt), ihre Bedeutung zu hellenistischer Zeit. Die Kaisermutter Helena, welche in späterer Zeit gerade hier am See Genezareth verschiedene Stiftungen machte, gab der Diösese Helenopolis den Namen.
Der Vollständigkeit halber, sollte für dieses Gebiet aber auch das verortete Arca (Archais) weiter südlich im Jordantal erwähnt werden.
In der Aufzählung des Plinius folgt nun, das meist wenig beachtete Ampeloessa (das Rebenreiche) gelegen südöstlich des See Genezareth. Meiner Einschätzung nach wäre hier die Assoziation mit Abila am Wadi Queilbeh und dessen Umgebung bis Beit Ras ( Capitolias) sehr zutreffend. Dies würde auch plausibel, die lang diskutierte Auslassung des "Abila der Dekapolis" erklären. Zahlreiche Artefakte, sowie alte und neue Karten bezeugen auch heute noch den damaligen Weinanbau, so zum Beispiel die Ebene des Weinbaus "Ard el Karm" , oder der Karm ash Sheikh genannte Berghang. Weiterhin finden sich ebenso in alten topographischen Lagen Begriffe wie Kelter etc. wieder. Diese Nennungen liegen allesamt im Gebiet zwischen Abila und Beit Ras (Capitolias).
Die Aufzählung des Plinius schließt mit der Region/dem Reich "Gabe", welches ebenfalls eine Region zwischen den Städten der Dekapolis sein soll. Dass es sich hierbei nicht um die Orte mit diesem Namen im Karmelgebirge bzw. dem heutigen Israel handelt, erscheint klar.
Meiner Einschätzung nach befand sich das Gebiet Gabe um die Ortschaft Gabia (östlich des See Genezarath) herum, bzw. beide verdankten Ihre Namen einander. Gabia, welche noch bis ins 12Jhd. hinein als wichtiger Punkt entlang der Hauptstraße zwischen Damaskus und der Ajlunregion bekannt war und die Region Gabe des Plinius lag also in der Nähe des markanten und hohen Tell el Jabiha rund um Sheikh Saad, dem alten Carneas.
Somit schließt sich der Kreis der Regionen in der Aufzählung des Plinius und bildet so ein konsistentes Bild der Dekapolisregion.
Ebenso wird klar, das die Dekapolisregion aus deutlich mehr als den namentlich genannten 10 Städten bestanden haben muss.
Wie von unter anderen von H.Bietenhard sehr gut und ausführlich untersucht, war der Staatenbund jedoch auch stets Veränderungen unterworfen und so finden wir bei C.Ptolomäus weitere Städte, welche bei genauem Lesen eventuell auch nur der späteren Regionsbezeichnung Coile Syria zuzweisen sind. Der Vollständigkeit werden hier alle zusätzlichen Orte der Liste benannt: Heliopolis = Baalbek
Saana = Saana Bosana ( im östlichen Hauran)
Ina = Inachos = Anat zwischen Imtan (Motha) und Deir al Kahf (Speluncae)
Samulis = Simlin /Ankhel südlich von Es sanamein ( Aere)
Abila = Tel Abil am Wadi Queilbeh (bei Plinius schon indirekt genannt und ein Hauptort der Region Ampeloessa)
Kapitolias= Beit Ras (bei Plinius schon indirekt genannt und ein Hauptort der Region Ampeloessa)
Adra= Dera'a
Gadora (kome)= bei Es salt (auch entsprechend der bei Ptolom. angegebenen Koordinaten nordwestlich von Philadelphia gelegen)
Wir haben also hier eine ca. 100 Jahr später aufgestellte Liste welche bereits 18 Ortsnamen enthält.
Weitere Infos zu einer Auswahl bemerkenswerter Orte innerhalb der Dekapolis, finden Sie hier.
Die hier folgende, immer auf die aktuellen Satellitenbilder bezogenen, Orte können folgendermaßen Interpretiert werden.
Pin in Rot= Nennung als Stadt der Dekapolis bei Plinius d.Ä.
Pin in Blau= indirekte Nennung innerhalb einer bei Plinius d.Ä. genannten zur Dekapolis gehörenden Region (siehe Erläuterung und Originaltext oben)
Pin in Rot mit einer 2 oder Violett mit einer 2 = Diese Orte wurden sowohl bei Plinius wie auch Ptolomäus und weiteren genannt.
Die von mir inkl. der zugehörigen Gebiete der Städte grob erstellte Begrenzung der Dekapolis zeigt, dass in den rund 100 Jahren zwischen der Beschreibung des Plinius und des Ptolomäus nur geringe Erweiterungen stattgefunden haben.
Das 2. Kanata (vermutlich das heutige Kerak) ist ebenfalls mit vermerkt,egal ob Plinius d.Ä. dieses, oder das heutige Qanawat meinte,so läge doch Kerak auch in dem von mir hier dargelegten Reich"Gabe" des Plinius.
Zur Entwicklung der Dekapolis in den gleichen Grenzen zu den ersten Bistümern des Christentums, vergleichen Sie auch "Die ersten Bistümer"
Hierbei handelt es sich um einen Aquädukt aus seleukidischer und vor allem römischer Zeit innerhalb der Dekapolis. Dieser Städtebund im heutigen Syrien, Jordanien und in Israel verband damals bedeutende und bereits mit großer Historie versehene Städte.
Das Aquädukt brachte Wasser für die Dekapolis und verhalf so der Region zur weiteren Entwicklung und Reichtum. Mit dem Verfall des Städtebundes, auch durch mehrfache Erdbeben enormen Ausmaßes, verfiel auch der Dekapolis Aquädukt, welcher aber in Teilen über viele Jahrhunderte weiter umgebaut ,saniert und so genutzt wurde.
Hierbei sind die Highlights, die große Anzahl der eingespeisten Quellen, der Damm mit Stausee am Beginn, die über 35m hohe Aquäduktbrücke, Jisr el Mesari , über den Wadi ez Zedi beim heutigen Deraa und die unmittelbar danach beginnenden Tunnelabschnitte mit insgesamt ca. 97km Länge.
Im ersten Abschnitt waren bedingt durch die Topographie nur kürzere Qanattunnel mit bodengleich verlaufenden Kanälen vorhanden. Erst nach der Querung des Wadi ez Zedi bei Abu el Qantara trat der Aquädukt in den langen Tunnelabschnitt ein.
Dieser Tunnel ( ~85km ) ist damit, trotz seiner Unterbrechungen durch mindestens 3 aufgefundene Brücken, der längste Tunnel der antiken Welt.
eine der ersten Karten mit dem "Kanatir Fir'on / C.W.M. van de Velde Druck:Gotha 1865
Auf dieser Seite finden Sie über die Navigation einige Informationen zur Region und zu den Städten, in deren Gebiet der Aquädukt verlief und welche es versorgte.
Die Informationen werden weiterhin vervollständigt werden und stellen den realen wissenschaftlichen Datenbestand zu diesem herausragenden Bauwerk dar. Selbstverständlich stehe ich für Fragen gern bereit ( hier geht es zur Email ) , denn es gibt viele Bereiche, welche noch intensiver und breitgefächerter untersucht werden könnten.
Derzeit befinden Sie sich in der Hauptrubrik Qanat Fir'aun und auf den hier befindlichen Unterseiten werden bereits einzelne markante Punkte des Bauwerks zum Überblick beschrieben.
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