des Qanat Fir'aun lief über die Jisr el Mesari.
und was ohne Ortskenntnis vorher ohne Bedeutung war, erscheint jetzt wichtig.: G.Schumacher schreibt "und senkt sich über die Basaltklippen zur Jisr el Mesari ab". Das heißt die ankommende Höhe belief sich wie digital berechnet, auf 534m asl auf Ok Gelände. Die Sohle auf der Brücke lag allerdings, übereinstimmend mit den Höhendaten, bei S= 526,5m asl. Die alten Baumeister hatten an dieser Stelle auch keine Not, da sie sowohl den ältesten Teil der Stadt, (el Kerak ca. 528m asl) wie auch den hochgelegenen römischen Stadtteil südlich und süd-östlich davon (ca. 535m asl ) nicht erreichen konnten. Die Leitung umrundete nun das südliche Zediufer, um im Südosten das Stadtgebiet zu erreichen.
Die Hauptfließrichtung von der Brücke Jisr el Mesari über die „underground City“ unter der eigentlichen Stadt hindurch und an El Kerak vorbei, hat den entscheidenden Vorteil das es Wasserreservoire gibt, ohne das stehendes Wasser entsteht, oder überlaufendes Wasser, zum Beispiel über Nacht einfach ins Tal wegfließen muss. Alles wird im fluss gehalten und wird bei Bedarf wieder aufgenommen. Die Brücke im Stadttal von Dera'a kann, wie schon in Adraha's Druckleitung beschrieben, mit ihren Druckrohren nur der Versorgung von El Kerak, bzw. des Hammam Siknani gedient haben.
Die von Wetzstein 1860 (sehr prosaisch) und Schumacher 1886 (nüchtern/analytisch) ausführlich beschriebene „underground City“ stellt sich klar, als ein Teil der Leitung des Qanat Fir'aun, sicherlich auch mit einzelnen Nachnutzungen dar. Sowohl die Querschnitte/ Längsschnitte, wie auch die Lage lassen nichts anderes vermuten. Die Wände sind verputzt ("remains of ancient plaster work...") und der Boden ist immer in eine Richtung geneigt ("slightly downwards..."). In der Beschreibung G. Schumachers gelangt er nicht über den "Normalen" und mit doppelter Tür versehenen Eingang "Entrance" in das Innere, sondern er kriecht durch einen Stollen, aus welchem er dann aus gewisser Höhe in den Vorraum hineinfällt.
Die in der Darstellung, als Regale "Mangers", bezeichneten Nischen waren zumindest teilweise scheinbar ankommende Stollenabschnitte.
Die oft geäußerte These der "unterirdischen Fluchtstadt"entbehrt bei genauer Betrachtung jeglicher Logik. Von keiner hochstehenden Gesellschaft erst recht nicht der römischen kann ernsthaft geglaubt werden, dass man sich in Kriechgänge ohne diverse Ausgänge zurückzieht ,um so Gefahren bei Krieg zu entgehen.0
Die rechteckig gemauerten „Luftlöcher“ Schumachers, welche sich in jeder der Kavernen (Bei Wetzstein sind diese kaum mehr als 10-30m² großen Räume, als Marktplätze und breite Straßen beschrieben, welche als Heimstätte des biblischen Königs Og dienten) befinden, sind klar und eindeutig Ziehbrunnenschächte die der Versorgung der darüberliegenden Villen dienten. Auch G. Schumacher bemerkt, das immer an diesen „Luftlöchern" an der Oberfläche Ruinen zu finden sind und stellt dieses auch im Schnitt (links) dar.
(Nur eine Episode am Rande: König Og gehörte dem Geschlecht der Riesen an,er wohnte laut Bibel in Edrei/Deraa und Aschtarot/ Tell Aschtara, gemäß der Bibel war allein sein Bett 6 Ellen lang, dieses hätte also keinesfalls durch die Kriechgänge gepasst ;-))) )
Im Zuge der Eroberungen um Adhriat /Adra während der Kreuzzüge im 12. Jhdt. , wird aber tatsächlich von einer Notsituation berichtet, bei der sich die Verteidiger der Stadt in vermutlich genau dieses Stollensystem zurückgezogen haben.
Wilhelm von Tyrus beschreibt dies in einem seiner Bücher und genau dieses stützt das hier dargelegte, denn es wird explizit erwähnt wie den durstigen Kreuzfahrern, beim Versuch Wasser aus den diversen Ziehbrunnen der Stadt Adratum zu schöpfen, immer von den Verteidigern in der Tiefe die Seile durchgeschnitten bekamen! "so vermehrte sich die Not der Unseren noch..."
Wir haben also nachweislich ein System vor uns , welches notfalls begangen werden konnte, aber eigentlich nur zur Wasserversorgung diente. Aus der Lage lässt sich schließen das auch das Wasser der am östlichen Stadtrand gelegenen Ain et Tawileh mit in das System eingespeist wurde.
Im antiken Athen gab es ein ähnliches System, aber auch in Gadara wurde ein in wilden Verästelungen geführtes Tunnelsystem gefunden und unter anderen von P.Keilholz untersucht. Ob es auch dort durch die Zugänge, oder eventuell Ziehbrunnenschächte ebenfalls Zwischenentnahmen gab, ist jedoch nicht bekannt.
Nach Analyse der Karten und dem Abgleich mit den digitalen und vor Ort gemessenen Höhen, lag der beschriebene Eingang "Entrance" auf Höhe ca. H= 515m asl. Der Verlauf senkt sich ab und erreicht unter dem Zentrum der Unterstadt bei Geländeoberkante ~535 m eine Höhe von 70 Fuß bis zur Sohle (Schätzung laut G. Schumacher), dies entspräche dann S=511m asl. Die Kavernen/ Raumartigen Vergrößerungen und ihre willkürlichen Abmessungen, haben etwas mit der Positionierung der Brunnenschächte und den darüber liegenden Bauwerken etc. zu tun. Die eingetieften Zisternen, wenn sie denn aus der gleichen Zeit stammen, ergäben als „beräumbare Absetzbecken“ einen Sinn. Die Leitungsführung konnte damals durch Schumacher nicht weiter erkundet werden, doch nicht nur Höhenverlauf, die Querschnitte der Tunnel (im Plan im Schnitt, als dunkle Ovale zu erkennen) und die letztliche Richtungsgebung in Richtung el Kerak deuten zusätzlich auf einen Teil der Wasserleitung hin.
So gelangt die Leitung ebenfalls, aber tiefer als das im folgenden beschriebene Areal, bei dem großen Wasserbecken des Hammam Siknany an, welches bei einer Größe von 82mx119m und über 8m Tiefe ca. 75000 m³ fassen konnte.
Wetzstein und Schumacher beschreiben das sogenannte Mausoleum Siknany, welches sich neben dem Hammam und mit der Höhe des Daches, auf der Ebene des Fußbodens des Hammams befindet.
Des weiteren beschreibt er die Bauweise als sehr massiv und bei 2 Wänden gleichzeitig die Beckenwand des großen Beckens bildend. Der vermeintliche Eingang ins "Mausoleum", für mich ein Überlauf, oder Ablauf befindet sich nach seinen Angaben eindeutig innerhalb und tiefer im Becken, leider ist seine Höhe nicht angegeben.
Zusätzlich werden weitere Höhleneingänge (Schächte!!) beschrieben, die wohl zum Teil verschüttet waren, und die sich an der Geländeoberkante entlang zogen. Diese sollen laut dem Text mit dem „Mausoleum“ in Zusammenhang gestanden haben (Skizze Schumacher, seitlich am Mausoleum mit der Bezeichnung „Caves“ )
Gehen wir jetzt von einer Zuletzt in der „underground City“ ermittelten Sohlhöhe von ~511m asl aus , so müssten wir hier unter der Sohle des Beckens liegen (s= 509m).
Das vermeintliche Mausoleum, in dem es "natürlich und selbstverständlich", gemäß den Beschreibenden, angeblich Gold und Schätze geben sollte ;-)) (Wetzstein und Schumacher),ist also plausibel und technisch betrachtet ein Wasserkastell, in welchem die Leitung wieder das überschüssige Wasser des Beckens aufnehmen konnte .
Das untere Becken ( genannt "Basin") an der Brücke, könnte im Anschluss auch über eine Nebenleitung versorgt worden sein (Höhe dort im Tal 487 m asl). Dies würde allerdings dann für eine spätere Bauphase des oben diskutierten Castellum 2 und seiner Leitung oben auf der Brüstung der Talbrücke sprechen, als die Große über 35m hohe Jisr el Mesari bereits durch Erdbeben oder ähnliches eingestürzt war.
Die Hauptleitung durchstach im folgenden el Kerak und verlief bis zur Höhe von ca. 503m südlich im Zedihang. Hier konnten dann noch mehrere in den Fels gehauene und miteinander verbundene Zisternen gefüllt werden, bevor der Aquädukt weiter in Richtung Muzeirib / Abou el Qantara und Jordanien verlief.
Den weiteren Verlauf des Qanat Fir'aun finden Sie hier.
Für weitere Infos zu Deraà lesen Sie auch Dera'a