Eine Rekonstruktion der Brücke über den Zedi östlich von Deraa von Nordwesten.
Grundlage hierfür waren die von G. Schumacher (1898, Der südliche Basan) gemachten Skizzen (siehe unten) und die sich daraus ergebenden Pfeilerstellungen der Brücke. Im Zusammenspiel mit der Beschreibung und dem 3D Modell erstellte ich im Feb. 2009 die nebenstehende Rekonstruktion. Hierbei gingen auch allgemeine "römische Gepflogenheiten" in die CAD Zeichnung ein. Die Bogendicke betrug in der Regel 1/10 der lichten Weite des Bogens. Die Pfeilersockel oder auch Widerlager sprangen gegenüber dem Kämpfer des Bogens im Regelfall nach Innen und das Verhältnis der Pfeilerdicke zur lichten Weite des Bogens lag meist bei 1:3. ( bei späteren Aquädukten oder niedrigeren Bogenreihen wurden auch Pfeilerverhältnisse von 1/4- 1/6 der lichten Weite des Bogens erreicht). Über einer maximalen Höhe von 30m über Gelände wurde allein aus statischen Gründen nahezu ausnahmslos eine 3. Bogenreihe errichtet. Markant sind bei der Jisr el Mesari, die von G. Schumacher beschriebenen und nach Unterstrom verlängerten Flusspfeiler mit den Ufermauern, welche den Zedi-Fluss auch in den Wintermonaten zwischen diese Pfeiler zwingen sollten.
Neben dem Schumacherschen Lageplan, sehen Sie in der Mitte des folgenden Fotos die Reste des Widerlagers zwischen den Uferbäumen am Westufer. Eine Visualisierung zeigt die Brücke von Nordwesten im realen Höhenverhältnis zum Wasserspiegel des Staudamms.
Die Vorgehensweise zum exakten Wiederauffinden des Bauwerkes:
Gemäß den Höhenlinien des 3D Modells und der (allerdings nicht korrekten) Nordrichtung der Lageplanskizze von G.Schumacher wurde das Areal mehrfach abgegangen, doch weder Widerlagerreste noch sonstige Hinweise konnten sich 2009 und 2010 erkennen lassen. Dies war auch nicht verwunderlich, denn der reale Ort befindet sich ca. 350m nördlich der vermuteten Stelle. Die Lösung konnte ich durch das georeferenzieren von alten Satellitenaufnahmen, dem Lageplan von 1898 und verschiedenen aktuellen von Google und der NASA zur Verfügung gestellten Sat-Bildern finden. Hierbei sind die Konturen der Basaltklippen und die Lage der Brücke in allen Abbildungen identisch. Zusätzlich zeigen die Google Aufnahmen von 2015, dass bei Niedrigwasser die Reste des Flusspfeilers erkennbar sind. In der Summe mit den auf eigenen Bildern durch die Uferbäume zu sehenden Reste des westlichen Widerlagers, kann die Lage der Brücke als Eindeutig, festgehalten werden. Die sichtbaren Strukturen auf den genannten Satellitenbildern von 2015 bestätigen ebenfalls die Gesamtlänge der Brücke, wie auch die von G. Schumacher angegebenen Abstände.
Ankommend auf einer Höhe von 533m asl senkt sich der Aquädukt in nicht mehr nachweisbaren Kaskaden auf einer Länge von 260m bis zum Beginn der Jisr el Mesari ab, hier bei der Höhe der Aquäduktsohle von 526,5m asl begann die Talüberquerung in einer 50cm breiten und ursprünglich mind. 1,50m hohen Fließrinne . Dem vorhergehenden Steilabsturz geschuldet und durch den Richtungswechsel um über 90°, wird der Brücke sicherlich ein Beruhigungsbecken vorgelagert gewesen sein, so konnten sich Sedimente absetzen und ggf. auch ein vorhergehender Fließquerschnitt in den der Brücke überführt werden. Dieser Brückenquerschnitt ist identisch mit der Brücke in Gadara und für das gefasste Wasser hier vor Deraa ausreichend bemessen. Leider sind neuerlich sämtliche Höhenangaben im Buch "Wasser für die Dekapolis" dieses Bauwerk betreffend völlig fiktiv und sowohl in Bezug auf Werte wie auf den weiteren Verlauf , dessen Gefälle und die Lage der Brücke nachweislich falsch.
Der 526 m asl Höhenlinie folgend, verläuft der Aquädukt die Halbinsel umrundend bis zu den nächsten Nebenwadis und verläuft ab hier dann Richtung Westen nach Deraa. Hier geht es weiter.
Bereits an der römischen Straße, mehrere Kilometer vor der Jisr el Mesari zweigte eine Druckleitung nach Dera'a ab, hier erfahren Sie mehr.
Die aktuellsten Satellitenbilder (Herbst 2017) zeigen, dass sich die Anwohner den noch vorhandenen Pfeilerrest zunutze gemacht haben und durch Anschütten eines östlichen Widerlagers eine einfache Brücke zur Halbinsel gebaut haben. Allerdings werden damit auch die letzten Reste dieses bedeutenden Bauwerks verloren gehen.